Amerang – Mit seiner Idee, die bedeutendsten Opern der Welt ins Bayerische zu übertragen, hat der Münchner Paul Schallweg große Berühmtheit erlangt. Sein „Ring in einem Aufwasch“ wurde in den 1980er-Jahren über 100-mal im Prinzregententheater aufgeführt. Auch nach Schallwegs Tod im Jahr 1998 leben seine „Opern auf Bayerisch“ weiter. Unter der musikalischen Leitung von Andreas Kowalewitz stehen sie unter anderem regelmäßig im Gärtnerplatztheater, wo Kowalewitz seit 2003 als Kapellmeister engagiert ist, auf dem Spielplan. Gerd Anthoff, Conny Glogger und Michael Lerchenberg prägen das Programm seit bald zwei Jahrzehnten als famoses Sprechertrio, musikalisch virtuos begleitet von Instrumentalsolisten aus den großen Münchner Orchestern.
Auch auf Schloss Amerang gehören die vergnüglichen Opernabende seit Jahren fest ins Repertoire der Sommerkonzerte. Diesmal begann das Gastspiel jedoch mit einem dreifachen Toi, toi, toi: Es war das Debüt von Helmut Schleich bei „Opern auf Bayerisch“. Der Kabarettist, gefeiert nicht nur für seine Franz-Josef-Strauß-Parodien, war kurzfristig für Michael Lerchenberg eingesprungen. Neben der Premieren-Aufregung trieb auch die hochsommerliche Hitze dem scharfsinnigen Dialektiker die Schweißtränen auf die Stirn.
Los ging es mit „Carmen oder: Wia d‘ Liab an Sepp zum Mörder gmacht hat“, frei nach George Bizet. Bei Schallweg heißt der Don José schlicht Sepp, der beim Anblick der feurigen Carmen „Bazlaugn“ bekommt. Dass sie dem Torero schöne Augen macht, wird ihr in der Arena zum Verhängnis: „Statt dass sie zu ihrem Sperrsitz geht, sie plötzlich vor dem Herrgott steht“. Während sich die Rezitatoren Anthoff (grandios) und Glogger (herrlich ulkig) als routiniertes Duo erwiesen und ihre Pointen feierten, tastete sich Schleich zunächst noch mit angezogener Handbremse an seine Textpartien heran. Die zweite Oper des Abends – „Don Giovanni oder: Der Graf Hallodri von Lenggrias“ – bot dem Humoristen mit der Partie des naiven Hias (Masetto) endlich die Möglichkeit, sein Talent unter Beweis zu stellen: Schleich lispelte seine Passagen konsequent und machte dazu ein solch dummes Gschau, dass man den einfach gestrickten Bauernburschen bildhaft vor Augen hatte.
Der Parodist nahm zusehends an Fahrt auf und erntete in „Da Lohengrin von Wolfratshausen“ erneut Zwischenapplaus, als er die Partie des Pfarrers mit indischem Akzent vortrug. Ganz der Schleich war er schließlich in der Zugabe („Madam Batterflei“) mit einer spontanen Trump-Parodie ganz im Sinne von „America first“.
Nicht unerwähnt sollte das beherzte Percussionspiel von Philipp Jungk sein. An gusseiserner Bratpfanne, Waschbrett, Nachttopf und anderem kuriosen Instrumentarium sorgte er für aberwitzige Zwischentöne und zeigte überdies auch als Schuhplattler Talent.