Konzert in Schloss Hartmannsberg

Vorlesung und Vorspielung

von Redaktion

Altes, Amüsantes und Unbekanntes aus der Barockzeit

Bad Endorf – Er kam, sprach und spielte: Christoph Mayer hat am Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim Abitur gemacht und ist jetzt in Köln ein gesuchter Barockmusik-Spezialist. In mehreren Konzertprogrammen wirbt er für sein Instrument, die mit Darmsaiten bespannte Barockvioline, und präsentiert Musikstücke aus der Barockzeit für Solo-Violine. Doch er spielt eben nicht nur – das wäre doch ein bisschen eintönig. Vielmehr erzählt er Geschichten und Geschichtchen aus der Barockzeit, macht daraus ein spannendes und gleichzeitig amüsantes Gesprächskonzert: eine vergnügliche Vorlesung und musikologisch reichhaltige Vorspielung. So auch auf Schloss Hartmannsberg.

Mayer erzählte von der barocken Post, bei der der Empfänger das Porto zahlte, was Goethe einmal aus Rachsucht veranlasste, ein Paket voller Steine zu schicken. Oder zitierte aus dem Briefwechsel zwischen Händel und Telemann: Händel schickte Telemann exotische Blumen, weil dieser sie sammelte.

Wenn Mayer seine Barockvioline spielt, hüpft der Bogen freudig über die Darmsaiten, die unter diesen Berührungen wohlig seufzen. Meist sind es Préludes von weithin unbekannten Komponisten: Nicola Matteis, geboren in Neapel, gestorben in England, Johan Helmich Roman, ein schwedischer Hofkapellmeister, oder Thomas Baltzar, in Lübeck geboren, in London gestorben.

In all diesen Stücken demonstrierte Mayer seine leichte, sehr agile Bogenführung, Reinheit des Tones und vor allem die äußerst differenzierte Variierung des Bogendrucks, mit dem er entweder virtuose Koloraturen oder melancholisch-kantable Melodien produzieren konnte. Manche Stücke hatten einen längeren Titel als die Stücke selbst dauerten, ein Stück von Jean Baptiste Lully war wie ein Dialog zwischen Mann (in mehr bassiger Lage) und Frau (in hoher Lage) gehalten, das Meyer auch noch leicht komödiantisch inszenierte: ein Spiel in doppeltem Wortsinn. Ein Prélude war gespickt mit Scheinschlüssen, die Meyer mit Augenblinzeln garnierte – damit man nicht zu früh mit dem Beifall losplatzt. Als expressiv, farbig und vielgestaltig erwiesen sich die Fantasien von Telemann sowie die Partita eines unbekannten Salzburger Barockkomponisten mit einem Menuett, das Meyer mit Dämpfer wie auf Samtpfoten tänzelnd bot.

Den üppigen Beifall beantwortete Mayer mit einem fröhlichen irischen Folksong über den verliebten Duncan und die geliebte Meggie sowie mit vier bayrischen Tänzen von 1761 – der ersten notierten bayerischen Volksmusik.

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