Griesstätt – Von wegen Konzert – wer sich aufmacht zu LaBrassBanda, kann sich sicher sein, auf einer Mega-Party zu landen. Kein Wunder, dass gut 2200 Besucher nach Griesstätt pilgerten, wo die bayerische Kultband das Festzelt zum Toben brachte. Es war quasi ein Heimspiel für die aus Übersee stammende bayerisch-subversive Bläser-Formation, konnten sich die sieben Musiker doch sicher sein, endlich einmal vom Publikum verstanden zu werden, was den bayerischen Sprachsound angeht. Und natürlich auch die im Grunde poetischen Texte, die direkt, ohne Umwege ins bayerische Herz zielen. Da geht es ums Spüren, egal wie viel Kitsch man hineinlesen könnte, und da war keiner im Publikum, dem nicht das Herz aufging.
LaBrassBanda hören ist „wie sich nackert in den See legen“, denn da ist der See so wunderschön, wie es nur in Bayern sein kann. Und dass da ein Gspusi hergeht, versteht sich von selbst – sei es die Dame ihm „roten Hoserl“ oder die Dorfschönheit Vroni, hinter der alle her sind, und der sie allerlei Liebschaften andichten. Aber niemand kommt dahinter, dass sie sich mit „ihm“ nächtens am See trifft. Er, das ist Stefan Dettl, der als Leadsänger das Publikum in seinen Bann zieht, egal ob er nun rappt, traurige Balladen vorträgt oder zu Mariachi-Melancholie die Herzen aller Hörer bezwingt.
Barfuß, ohne Schnickschnack geht es zur Sache, wenn Trompeten, Posaunen und Tuba so kunstvoll und zugleich authentisch aufspielen, dass es jegliche Gitarre oder das Keyboard vergessen lässt. Und was sollen da Musikstile, wenn es darum geht, völkerverbindend zu wirken? Das würde nur einengen wie die durchgeschwitzten Turnschuhe, die LaBrassBanda bei ihrer legendären Bosnienreise, bei der sie zu fünft im VW-Passat unterwegs waren, zum Fenster hinausgeworfen haben, weil sie so stanken. Barfuß sind sie seitdem unterwegs, und ebenso unmittelbar ist ihr musikalischer Zugriff, der so natürlich wirkt, dass man ihre Virtuosität am Instrument gar nicht mehr heraushört, sondern nur den Spaß am Spielen spürt, dem sich keiner entziehen kann. Selbst die Fußspitzen der älteren Generation fangen unwillkürlich, an im Takt zu zucken, und kleine Kinder toben tänzerisch über die Fläche vor der Bühne, wo sich die Zuschauer alsbald drängen. Die energetische Wucht, mit der da alle Musiker zur Sache gehen, ist ansteckend ohne Ende.
LaBrassbanda beschwört in ihren Texten auch eine versunkene Welt, in der das Wirtshaus am Berg schließt, weil es sich nicht mehr rentiert, und der kleine Konsumladen dicht macht, wo die Erstklässler ihre Guatln und Gummibärchen kaufen. Es sind kleine, aber feine Beobachtungen, die umso wahrer erscheinen, als sie unerhört instrumentiert jede mögliche Wehmut hinter sich lassen.
Auch wenn es LaBrassBanda immer wieder in die weite Welt hinauszieht und sie die trommelnden und trompetenden Straßenmusiker überall auf dem Globus in ihre Nummern integrieren, so ist die bairische Volksmusik die Grundlage, auf der sie frei fantasieren und schwadronieren. Wie überhaupt das Rauschhafte eines Bierzelts sich in phänomenale Rhythmen hineinsteigert. So entsteht eine verschworene LaBrassBanda-Gemeinschaft, die schafft, was Schiller in seiner Ode an die Freude beschwört: alle Menschen werden Brüder. Griesstätt war da keine Ausnahme.