Vom Findelkind zur Königin

von Redaktion

Manuela Samlan hat ihre ebenso beeindruckende wie teils auch bedrückende Lebensgeschichte niedergeschrieben

Über Manuela Samlan wurde schon viel geschrieben. Vor 19 Jahren heiratete sie Jules Samlan, einen König im Exil, und wurde damit zu Sika, der weißen Königin in Togo – eine filmreife Geschichte. Tatsächlich hat Manuela Samlan aber noch viel, viel mehr zu erzählen, wie ihr Buch „Sika, die weiße Königin“, erschienen im Verlag Knaur, zeigt.

Der Mann aus Togo und die gebürtige Berlinerin lernten sich vor über 20 Jahren in einer Flüchtlingsunterkunft in München kennen. Heute leben die beiden auf dem Gutshof Herrmannsdorf bei Glonn. Da Jules Samlan aus Angst um Leib und Leben selbst nicht mehr in seine Heimat zurückkehren kann, ließ sich Manuela Samlan stellvertretend für ihn im Jahr 2009 im afrikanischen Königreich Vogan krönen und wurde damit Oberhaupt von rund 40000 Menschen. Einmal im Jahr fliegt sie dorthin, um nach dem Rechten zu sehen. Darüber wurde in der Vergangenheit schon oft berichtet. Über ihr Leben davor hat Manuela Samlan bisher aber nur wenig erzählt.

63 Jahre ist Manuela Samlan heute alt. Wann genau sie auf die Welt gekommen ist, weiß sie nicht. Denn sie ist ein Findelkind, im Jahr 1955 in der Nähe eines damaligen Auffanglagers für DDR-Flüchtlinge abgelegt in einer Wasserpfütze in Berlin-Marienfelde. „Gerade so, als hätte mich jemand verloren“, schreibt Manuela Samlan in ihrem Buch.

Man gab ihr den Namen Manuela und brachte sie in ein Waisenhaus nach Dortmund. Weil sie, wie sie selbst meint, „vermutlich kein einfaches Kind war“, wurde sie in ihren Kinder- und Jugendjahren weitergereicht an eine ganze Reihe von anderen Waisenhäusern. Eine Pflegefamilie gab sie schnell wieder ab. Für ihre Betreuung zuständig waren damit fast ausschließlich Nonnen. Von ihnen kam keine Zärtlichkeit. Ganz im Gegenteil: Harte Strafen waren an der Tagesordnung. Eines hat Manuela Samlan in diesen harten Jahren gelernt: „Man muss sich alles verdienen, muss um alles kämpfen.“ Als sie 16 Jahre alt ist, wird sie mehr oder minder freiwillig an einen Palästinenser verheiratet. Die Ehe wird zum Martyrium. Manuela wird Opfer von Missbrauch und Gewalt. Drei ihrer Söhne verliert sie durch Krankheit und Krieg.

„Sika, die weiße Königin“ ist eine offene und schonungslose Lebensbeichte. Beim Schreiben hat sich Manuela Samlan Hilfe von der Autorin Viktoria Bell geholt. Das Erlebte wird objektiv erzählt, fast so, als nehme Manuela Samlan im Rückblick Abstand von dem Mädchen und der Frau, die sie damals war.

Der Leser fühlt und leidet dennoch mit ihr mit und mit jeder Seite wächst auch die Achtung für diese starke Frau, die trotz ihres unglaublichen Leidenswegs niemals die Hoffnung auf ein besseres Leben verloren hat. Man gönnt ihr das Glück an der Seite ihres Mannes, mit dem für sie ein neues Leben begann. „Er ist die Liebe meines Lebens, und egal, wohin uns das Schicksal führen mag, ich werde an seiner Seite sein, für immer“, heißt es am Schluss.