Kolbermoor – Beim monatlichen Orgelmittwoch in der Kirche Wiederkunft Christi demonstrierte Heinrich Wimmer aus Burghausen, wie viele Orgelkompositions-Schätze noch ungehoben sind.
Lauter Entdeckungen gab’s mit „Oh!“-Effekt
Natürlich nicht der einleitende Bach, das Präludium und Fuge in C-Dur BWV 545, das wohl kürzeste seiner Art. Wimmer entfaltete alles in ruhig fortschreitender Pracht, mit Heraushebung der Basslinie im Präludium und mit deutlich hörbarer Fugenstrenge in glanzvoller Registrierung, allerdings mit kleinen Stockungen beziehungsweise Stauungen in der Fuge.
Volltönende
Akkorde
Ab dann gab’s nur noch Novitäten, wenigstens für den „normalen“ Orgelkenner. Friedrich Glier (1891 bis 1953) verbrachte sein Leben lang als Lehrer und Organist im sächsischen Marktneukirchen. Sein Intermezzo F-Dur fließt lyrisch im 5/4-Takt, der immer ein wenig zu stolpern scheint, der Mittelteil ist geprägt von volltönenden Akkorden, alles klingt sehr reizvoll-farbig.
Der ebenfalls sächsische Gustav Adolf Merkel (1827 bis 1885) war ein seinerzeit bekannter Orgelvirtuose und vielgespielter Komponist. Er hat neun Orgelsonaten geschrieben. Die zweite in g-Moll beginnt im Kopfsatz majestätisch aufrauschend mit pompöser Schlusssteigerung, dann beruhigt sie sich choralartig versonnen und wird dann wieder leidenschaftlicher, bis sie in eine klassische Fuge mündet, die sich später beschleunigt durch die rhythmische Verkleinerung der Notenwerte, jedoch endet alles wieder in dem Adagio-Choral. Heinrich Wimmer spielte alles so deutlich disponierend, dass man diese musikalischen Ordnungen schön heraushörte.
Für den langen und herzlichen Applaus bedankte sich Wimmer mit einem außergewöhnlich hübschen Stück, der ironischen Humoreske „L’Organo primitivo“ von Pietro Yon (1886 bis 1943), ein spieluhrartig hurtig ablaufendes fröhliches Orgelwerkchen – und wieder eine Entdeckung.