Bad Endorfer Orgelwochen

Ein Hauch von Fremdartigkeit

von Redaktion

Das zweite Konzert der Konzertreihe in Antwort

Bad Endorf – Konzerte mit barocker Kammermusik gibt es viele. Über alle sollte man berichten, denn die historische Aufführungspraxis gewinnt zusehends an Gestalt und wird kaum noch als „aufgesetzt“ empfunden. Aber ein Juwel aus dieser Vielfalt bekam der Besucher der Bad Endorfer Orgelwochen in Antwort präsentiert. Man ist ja schon gewohnt, dass in dieser alljährlichen Konzertserie unter Judith Trifellners Leitung immer etwas Besonderes zu erwarten ist, und zudem wirkten Kapazitäten an Barockvioline und Viola da gamba wie Simon Steinkühler und Renate Watzlowik an diesem Abend mit.

Harsche Doppelgriffe auf der Barockvioline, fast eine Art „Minimal Music“ aus der Hand eines Ignaz Franz Biber, des Geigenvirtuosen und Sonderlings der Frühbarockzeit, prägten dem Abend ein Zeichen von Fremdartigkeit auf. Man spürte, wie es die Musiker verstanden, den Hörer mit diesen Tönen zu animieren, dass er gerne sich in die Zeiten des barocken Aufbruchs hineinversetzte, deren Wurzeln zu erkennen glaubte: Biber meditierte über geistliche Inhalte auf seiner Geige; Georg Muffat übernahm Frescobaldis und Frobergers Toccatenstil. In Solosonaten Telemanns und denen eines Anonymus dieser Zeit erschien diese Musik wie aus anderer Welt, und aus dem Altarrund der Antworter Kirche war selbst das leiseste Pianissimo zu hören.

Jetzt setzte sich Judith Trifellner an die Orgel, und mit Bachs großem Fugenwerk in G-Dur kehrte die Wirklichkeit der Töne zurück, nicht laut und fordernd, sondern luftig intonierte sie die Fuge, sparte mit Mixtur und deren Aggressivität. Aber der stillere Eindruck des Abends meldete sich zurück und eine Solosuite aus einem Klagenfurter Manuskript ließ eine sonst meist düsterere Sarabande zum höfischen Tanz werden. Eine etwas konventionellere barocke Suite in Triobesetzung beschloss den Abend. Doch noch eine Zugabe – und wie vorher zirpten Viola d´amore, Viola da gamba und Cembalo in einträchtigem Gestus.

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