Ausstellung

Spiegelbilder der Seele

von Redaktion

Porträts von Magdalene Engels im Heimatmuseum Prien

Prien – In der Themenausstellung „Ich ist ein anderer“ zeigt das Priener Heimatmuseum noch bis 22. April Menschenbilder der Künstlerin Magdalene Engels im Kontrast zum klassischen Bürgerporträt des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu sehen sind rund 30 Positionen der in Prien lebenden Malerin, die, 1926 geboren, auf eine langjährige künstlerische Laufbahn zurückblicken kann. Idealisiert verewigt und die Präsentation von Stand und Wohlstand anstrebend sollen die Beispiele aus dem Priener Archiv dem Betrachter die unterschiedlichen Ansätze in der Geschichte des Porträts vor Augen halten.

Der Vergleich scheint zu gelingen, denn die Auffassung, das Wesen eines Menschen sei gerade nicht über sein Äußeres zu erfassen, sondern müsse an anderer Stelle, sei es im Unbewussten, sei es in übergeordneten Strukturen, gesucht werden, steht in deutlichem Gegensatz dazu, was ein Porträt eines Graf von Preysing- Hohenaschau (um 1800) aussagen soll. Mit ihm zeigt sich die entscheidende, über Jahrhunderte nicht bezweifelte Voraussetzung des Porträts – die Korrespondenz von physiognomischer Erscheinung und Persönlichkeit.

Diesen Voraussetzungen verweigert sich Magdalene Engels in ihren Arbeiten, die im Titel bereits andeuten, dass es nicht um Äußerlichkeiten gehen kann. „Sehnsucht nach Neuland“ oder „Ich wär so gerne eine Indianerin“ beschreiben Gefühle, geben Einblick in das Seelenleben der Porträtierten. Nahsichtig und in verschwommener Physiognomie beschneidet die Künstlerin die Gesichter mal mehr, mal weniger. Nur selten entsteht der direkte Kontakt zum Betrachter, vielmehr geht es um die Auffassung, dass die Funktion des Repräsentierens oder die exakte physiognomische Darstellung für das Porträt nicht zwingend ist. In ihren Bildern relativiert Engels das Abbildparadigma.

Gezeigt werden auch einige kleinformatige Übermalungen, die an Arnulf Rainer erinnern. Strukturen, Linien und Energien von Bildern werden sichtbar, bestimmte Details oder Großflächen verdeckt. Das Ergebnis bleibt figurativ oder wird abstrahiert, wodurch etwas Neues entsteht.

Bereits das klassische Porträt entstand schon in der Überzeugung, dass sich im Äußeren eines Menschen sein Inneres spiegelt. Magdalene Engels greift das altbekannte Genre auf, nur eben ganz anders – nicht nur inhaltlich, sondern auch in der äußeren Form, zum Beispiel durch den Effekt des Verwischens. Die Porträts erhalten dadurch einen schützenden Schleier. Die Gesichter kehren ihr Inneres nach außen, sind aber doch nicht bloßgestellt. Sie nähern sich dem Betrachter, bleiben aber doch unerreichbar. Es ist eine Distanz, welche sich schützend vor die gezeigte Person stellt.

Die Ausstellung ist noch bis 22. April in den Räumen des Priener Heimatmuseums zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

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