Auszeichnung zum 80. Geburtstag

Ein Brückenbauer zwischen den Kulturen

von Redaktion

Stadt Traunreut verlieh Kunstpreis an Heiner Friedrich, Stifter des Museums „Das Maximum“

Traunreut – „Danke, danke, danke“: Mit diesen drei kurzen Worten kommentierte Heiner Friedrich im Goldenen Buch die Verleihung einer der höchsten Auszeichnungen, die die Stadt Traunreut zu vergeben hat: den Kulturpreis. Passend zum 80. Geburtstag am vergangenen Samstag wurde der Stifter des 2011 in Traunreut eröffneten Museums „Das Maximum“ mit einem Festakt im Beisein hochrangiger internationaler Gäste und lokaler Prominenz geehrt. Als „Kunstrefugium“ abseits der Großstadthektik spielt das 4300 Quadratmeter Ausstellungsfläche umfassende Museum mit seiner exquisiten Sammlung von Schlüsselwerken deutsch-amerikanischer Gegenwartskunst in der Liga international renommierter Einrichtungen.

Als weltweit anerkannter Galerist, Kunstsammler und Museumsgründer hat der in Stettin geborene Heiner Friedrich Kunstgeschichte geschrieben. Er lernte Größen der Kunstszene, deren Werke heute für Millionen Euro gehandelt werden, zu einer Zeit kennen, als deren Stern noch unbekannt oder im Aufstieg begriffen war, und förderte sie. Mit vielen ist oder war er persönlich befreundet. Friedrich ist seit seiner ersten Galerieeröffnung zusammen mit Kompagnon Franz Dahlem 1963 in München leidenschaftlicher Anwalt der Kunst und ihrer Anliegen. „Meine Hauptaufgabe im Leben ist es, Diener der Kunstwerke zu sein“, sagt er. Für ihn sind sie „lebendige Wesen“.

Seine Jugend verlebte Friedrich im Chiemgau. Sein Vater Harald gründete 1945 in Altenmarkt die Werkzeugmaschinenfabrik Alzmetall – heute ein international tätiges Unternehmen mit rund 400 Mitarbeitern. In den 50er-Jahren verlagerte das Unternehmen einen Teil der Produktion nach Traunreut: in die Gebäude einer ehemaligen Heeresmunitionsanstalt. Die Zeugen einer todbringenden Vergangenheit und der Produktionsort des Wirtschaftswunder-Cabrios „Spatz“ sind seit 2011 Inspirationsquelle für Gegenwart und Zukunft. Dafür steht neben der wachsenden Zahl an Besuchern im Museum „Das Maximum“ der große Erfolg des Kunstprojekts „Wort:Bilder“ seit über fünf Jahren: Es zeigt, wie sich Bilder und Skulpturen der Gegenwartskunst unter Anleitung von zwei Bühnendichterinnen in bildkräftige Worte und Erfahrungen von bleibendem Wert verwandeln können.

Damit schließt sich auch für Heiner Friedrich ein Kreis, wenn er sagt „Kunst hat die Kraft, in uns Gegenwart zu inspirieren“. Mit der Stiftung des Museums hat er die Brücke geschlagen zwischen Deutschland und den USA. Seit den 70er-Jahren und der Hochzeit mit der ebenfalls kunstbegeisterten Öl-Dynastin Philippa de Menhil demonstrierte Fried-rich über die 1974 gegründete Dia Art Foundation in New York immer wieder, wie sich Kunstprojekte realisieren lassen, die wegen ihres Charakters oder ihrer Größenordnung als unrealisierbar galten. Beispiele dafür sind der Museumskomplex der Chinati Foundation in Marfa/Texas oder das 7000-Eichen-Projekt von Joseph Beuys. Mit Dia: Bacon schuf die Stiftung 2003 ihr eigenes Museum am Hudson-Ufer im Bundesstaat New York.

Mit solchen „Kunstsetzungen“, wie er es formuliert, sorgte Friedrich dafür, dass hochrangige Kunstwerke für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück würdigte Friedrich in seiner Laudatio als „Brückenbauer zwischen den Kulturen“. Vieldeutig und mit einem verschmitzten Lächeln antwortete der studierte Philosoph und Anwalt der Kunst beim Festakt auf die Interviewfrage, wo für ihn Heimat sei: „Hier, jetzt, in diesem Augenblick.“

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