Rosenheim – Das „Stabat Mater“ gibt es nicht nur von Pergolesi, sondern auch von ungezählten anderen Komponisten. Darauf wies nachdrücklich Konrad Heimbeck mit seinem Kammerchor Rosenheim am Passionssonntag in der Rosenheimer Nikolauskirche hin. „Sein“ Stabat Mater war das von Antonio Caldara (1670 bis 1736): Wenn man die Konzerte des Rosenheimer Kammerchors besucht, bekommt man immer herausragende Fundstücke aus der riesigen Chorliteratur geboten.
Doch hin zum „Stabat Mater“, einer der ergreifendsten Texte zur Passion, führten erst weitere Chorwerke: Noch etwas zag fragend und ohne dezidierte Dissonanz klang die Motette „Aus der Tiefe rufe ich, Herr“ von Heinrich Schütz (1585 bis 1672), dafür schwebte die Motette „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz“ von Johannes Brahms (1833 bis 1897) zartselig mit wonnig-satten Septimakkorden durch die gotische Kirche und der Psalm 130 von Heinrich Kaminski (18886 bis 1946) rief herb-süß und mit flehentlichen „Herr!“-Bitten aus der Tiefe. Mit reichhaltig-schmerzreicher Chromatik floss die Motette „Tristis est anima“ von Johann Kuhnau (1660 bis 1722) dahin, dem Thomaskantor unmittelbar vor Bach.
Wesentlich gewichtiger waren „Die Sieben Worte Jesu am Kreuz“ von Knut Nystedt (1915 bis 1643): Hier zeigten die Sänger mehr Entschiedenheit: Drängend-eindringlich gestalteten sie Christi Anfangsworte, die sich oft dissonant hinaufschrauben oder angstvoll-verzweifelt rufen, und hervorragend malten sie musikalisch den mystischen Schimmer nach, mit dem Knystedt diese Christusworte umgibt. Majestätisch volltönend und mit Posaunen verstärkt war dann „Adoramus te“ von Claudio Monteverdi (1567 bis 1643).
Vollendeten Nachdruck und Klagewucht zeigte der Chor dann im „Stabat Mater“, das insgesamt von immer ruhiger Gangart ist. Es wechselt stets zwischen Chorpassagen und Solo-Arien, wird am Ende, wenn es ums persönliche Sterben geht, ganz innig betend und schreitet mit einer Fuge in die Paradieses-Glorie.
Das bewährte Solistenquartett war schön ausgewogen: Ursula Preißler, Luitgard Hamberger, Richard Eschlbeck und Martin Hörberg. Mittels der begleitenden Posaunen kühlschimmernd klang die Tenor-Arie („Tui nati vulnerati“), Richard Eschlbeck gab sich ganz der geradezu sordinierten Schönheit hin, Ursula Preißler sang ihre Tränen-Arie („Quis est homo, qui non fleret“) genauso bewegend wie Luitgard Hamberger ausdrucksstark ihre Alt-Arie („Fac, ut portem“). Das kleine Barockorchester begleitete tadellos.
Mit langem und herzlichem Beifall bedankte sich die große Zuhörerschar für diese Passionsmusik am Passionssonntag.