Stephanskirchen – „Was ist das für ein Glück, ein so wunderbares Konzert bei uns hier in Stephanskirchen erleben zu können.“ Solche Reaktionen konnte man von den Zuhörern immer wieder hören, nachdem die letzten Akkorde der Schumann-Matinee verklungen waren. Der Pianist, Thomas Schuch, hatte im Antrettersaal anspruchsvollste Klavierliteratur der Romantik geboten.
Zunächst spielte er den „Faschingsschwank aus Wien“ op. 26., ein Klavierzyklus von Robert Schumann aus dem Jahr 1839, der einem Pianisten höchstes technisches Können abverlangt. Die fünf Sätze sind auf den ersten Blick ein recht klassisch strukturiertes Werk mit Ordnung schaffenden Elementen wie der Rondo- und Sonatensatzform. Schumann jedoch protestiert versteckt auf musikalische Weise gegen die damalige reaktionäre Gesellschaftsordnung der Zeit nach dem Wiener Kongress. Die Zensurbehörde hatte nämlich die Herausgabe der von Schumann gegründeten „Neuen Zeitschrift für Musik“ verboten. Schumann rächte sich auf seine Weise, indem er im Kopfsatz die in Wien verbotene „Marseillaise“ zitiert“. Diesen Hinweis konnte man dem Programm entnehmen, das Thomas Schuch den Besuchern an die Hand gegeben hatte.
Nach dem Allegro des ersten Satzes erklang die Romanze, quasi ein ausdrucksvoll-sentimentales Innehalten, dem weitere Sätze bis hin zum feurig-turbulenten Finale mit hervorragender technischer Brillanz folgten.
Es schloss sich die Arabeske op. 18 an. Das Musikstück ist überschrieben mit „leicht und zart.“ Und da zeigte es sich, dass Schuch nicht nur ein donnerndes Fortissimo vorzüglich spielen kann, sondern mit seinen Fingern mühelos über die Tasten gleitend herrlich perlende, zu Herzen gehende Melodien dem Flügel entlocken konnte.
Als zweites Werk spielte Schuch die vielschichtige Humoreske op. 20. Er meisterte schwierigste Passagen mühelos mit unglaublicher Leichtigkeit, zauberte immer fein nuancierte Klangwelten in unterschiedlichsten Stimmungen hervor, wobei vor allem die extremen Gegensätze – kraftvolles, pompöses Fortissimo sowie zartes, inniges Pianissimo – Erstaunen in den Gesichtern der Zuhörer hervorriefen.
Als Zugabe gab es die Toccata op. 7. Mit rasantem Tempo, irrwitzig schnellen Läufen auf der Klaviatur und donnernden Akkordsprüngen wurden die Zuhörer an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit geführt. Die Antwort des Publikums war eine kurze Stille, die entsteht, wenn einem der Atem stockt, und dann folgte ein lang anhaltender, kräftiger Applaus.
Zum Schluss gab es noch eine Zugabe, die allen Zuhörern wohl bekannt war: die „Träumerei“ aus Robert Schumanns Kinderszenen.
Die Konzertbesucher waren sich einig: Um hervorragende Klaviermusik zu genießen, muss man nicht nach München oder Salzburg fahren. Sie wird auch im Antrettersaal geboten. Man darf gespannt sein, mit welchen musikalischen Juwelen der Pianist das nächste Konzert bereichern wird. gj