Bis zum finalen Chaos

von Redaktion

Laienbühne Rimsting spielt „Tingeltangel“ von Karl Valentin und Liesl Karlstadt

Rimsting – Am Ende kämpft der Musiker, der die Pauke spielen soll, mit seiner Pauke, und der daran hängenden Tschinelle, verheddert sich mit den Paukenschlegeln, den Noten und dem Notenständer und erschafft ein minutenlanges kalkuliert choreografiertes Chaos: Das ist der tränentreibend lustige Schluss von „Tingeltangel“, der musikalischen Revue von Karl Valentin und Liesl Karlstadt, dem heurigen Stück der „Laienbühne Rimsting“ unter der Regie von Raimund Feichtner.

Mit leidenschaftlich-intensivem Vergnügen stürzen sich die Rimstinger in diese Parodie einer Vorstadt-Revue, das damals ab 1914 jahrzehntelang lief und mehr als 1500 Vorstellungen hatte. Ein kleines schaurig-schräges Orchester begleitet eine Reihe von Tingeltangel-Darstellern, denen alles missglückt, was nur missglücken kann: Während die Sängerin (vom Chaos schöntonig ungerührt: Magdalena Feichtner) stoisch ihr Rührstück über das verlorene Glück singt, wird unter großem Getöse der Vorhang repariert, der Kunstradfahrer (männlich ansehnlich: Michael Seidl) stürzt bei der Blindfahrt auf seinem Kinder-Dreirad, der Zauberer (imposant: Andreas Feichtner) wird am Ende von seinem kleinen Assistenten (süß und frech: Jonas Feichtner) enttarnt, die Soubrette (stimmstark: Maria Seidl) vergisst ihren Text, der Hungerkünstler (schön nordisch sabbelnd: Matthias Feichtner) verspricht, erst ab jetzt zu hungern.

Einen Großteil der Handlung liefern der Musiker (in einer seiner besten Rollen: Andreas Wörndl) und der Dirigent (dickbäuchig-pathetisch: Franz Feichtner). Sie verstricken sich in höchst unfruchtbare absurd-logische Diskussionen über den Zufall, den Rhythmus namens Reisberger, über ein gestohlenes Handtascherl und der Frage nach einem Reim zu Marsch. Die laufende Komik erwächst aus der bedächtig-hinhaltenden Umständlichkeit, mit der alle hantieren, aus der Fallhöhe zwischen den hybriden Anforderungen des Kapellmeisters und der Katzenmusik der Kapelle. Andreas Wörndl als Musiker mit widerborstiger Dreistigkeit liefert sich lustige Wortduelle mit Franz Feichtner als Dirigent, der hohe Kunst will, bis beide sich buchstäblich mit Geigenbogen und Dirigentenstab duellieren: ein köstliches Schauspieler-Duell.

Die Kapelle produziert schaurig-schöne Musik, gekonnt neben der Tonspur: Rebecca Schöne (Geige), Maria Landinger (Flöte), Thomas Landinger (Trompete), Franz Landinger (Bassklarinette) und Wolfgang Schlemer (Posaune). Sehr hübsch sind auch die Masken und Kostüme von Albert Lachner und Sylvia Habl.

Ein unbeschwertes Vergnügen

Diese musikalische Revue ist ein großes unbeschwertes Vergnügen, von Raimund Feichtner bedächtig-genau in Szene gesetzt und wirkungsvoll auf das finale Orchester-Chaos zusteuernd. Die Zuschauer, die teilweise an Tischen sitzen, waren hochamüsiert und bestens unterhalten.

Weitere Aufführungen

Weitere Aufführungen im Rimstinger Gemeindesaal sind am Samstag, 10. und 17. März, und am Sonntag, 11. und 18. März, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es in der Rimstinger Tourist-Info, Telefon 08051/68762.

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