Prien – Das zweite Konzert der Jazzreihe „Stauber & Friends – Colours of Jazz“ in der prall gefüllten evangelischen Kirche in Prien war ein Konzert der Superlative. Der Abend stand unter dem Motto „Jazz from Swing to Bossa Nova“. Es spielten allerdings nur die „Friends“: Mulo Francel, Saxofonist der Band Quattro Nuevo, Sven Faller am Kontrabass und Chris Gall am Piano. Er sprang für den Gastgeber der Reihe, den erkrankten Philipp Stauber, ein. Chris Gall hatte schon mit beiden Musikern die verschiedensten musikalischen Projekte gemeistert.
Das Trio spielte bekannte Stücke, wie den Bossa Nova „Wave“ von Antonio Carlos Jobim, sowie eigene Kompositionen, deren Titel oft aus persönlichen Erlebnissen entstanden, die die Musiker dem aufmerksamen Publikum mit sichtlicher Freude vortrugen. So erzählte Mulo Francel von einem Spaziergang an der Alz an der Seite einer schönen Frau, die angeblich belesener war als er und für ihn auswendig ein Gedicht von Rainer Maria Rilke rezitierte, in dem die beiden Wörter südlichere Tage vorkamen, was ihn zur Komposition eines Stückes gleichen Namens anregte.
Der Titel „Laqueur“ von Sven Faller ist identisch mit dem Namen seiner Großmutter, die sich 1938 in einen jüdischen Jungen verliebte, der, um sein Leben zu retten, vor der Hochzeit in die USA emigrierte und dreißig Jahre später wieder zurückkam, um sein Eheversprechen einzulösen.
Die fulminanten musikalischen Darbietungen, verbunden mit den humorgespickten Erläuterungen zu den gespielten Stücken, regte offensichtlich auch die Besucher an, denn es trieb sie in Scharen an den CD-Verkaufstisch, an dem die Künstler geduldig bis zur letzten Minute der Pause die erworbenen Stücke per Hand signierten.
Mulo Francel ließ an diesem Abend seine Saxofone nicht nur sonorig schnurren, sondern auch jaulen und quietschen. Sven Faller zupfte seinen Kontrabass nicht nur meisterhaft, sondern brachte ihn auch als Schlaginstrument zum Swingen Chris Gall ließ am Klavier rasende Läufe erklingen und entlockte diesem aber auch wunderschöne leise Wohlfühlklänge. Nach zwei Stunden und zwei Zugaben musste es zu Ende gehen.