Ein echter fränkischer „Dreggsagg“

von Redaktion

Michl Müller mit seinem neuen Programm in der Wasserburger Badriahalle

Wasserburg – Fränkische Comedykunst gab es in Wasserburg: Michl Müller präsentierte sein neues Programm „Müller… nicht Shakespeare“ in der nahezu ausverkauften Badriahalle in Wasserburg. Michl bot eine brutal ironische Betrachtung der „immer währenden Suche des Menschen nach Liebe, Glück und Unsterblichkeit“ – damals, zu Shakespeares Zeiten, wie heute. Knapp drei Stunden höchst konzentrierter Unterhaltungskunst, durchsetzt von recht schlagernahen Gesangseinlagen waren geboten, pointenreich und saukomisch.

Shakespeare

als Vorlage

Wenngleich der Bezug zu William Shakespeare (1564 bis 1616) ein wenig gewollt wirkt, so sind dessen Lebenszeit und Werke, etwa „Romeo und Julia“, eine prima Vorlage, um das „Damals“ mit dem „Heute“ zu vergleichen. Und so entblößt Müller mit diebischer Freude die zahlreichen Absurditäten unseres Alltags.

Sinniert Müller über dasGlück, fällt ihm ein Zitat seiner Oma ein: „Glück ist ein warmer Hintern.“ „Und jeder Schwule sagt ja“, ergänzt Müller. Beim Thema Liebe denkt er an die Schlagersängerin Helene Fischer, deren Tanzstil er gleich zu imitieren vorgibt. Es geht von der Liebe zum Essen zum Trend des Marathonlaufens, über Altersarmut zur „Servicewüste Deutschland“ und einem Besuch in einem Apple-Store in Berlin – das bei einer Geschwindigkeit, die nahelegt: Nachdenken nicht nötig.

Es ist eine hohe Kunst, so unterhaltsam so viele Smalltalk-Themen zu verbinden, ohne eine eigene Aussage zu treffen. Selbst wenn Müller mal die aktuelle politische Situation streift, bleibt er lieber der freche „Dreggsagg“, der sein Publikum nach seinen Rasurgewohnheiten befragt (im Intimbereich), die Bundeskanzlerin Angela Merkel mit „Urmel aus dem Eis“ vergleicht und den derzeitigen US-Präsidenten Donald Trump als einen „Notgeilen mit einem Fiffi auf dem Kopf“ bezeichnet. Comedy darf das.

So bleiben echte Konfliktschwerpunkte außen vor, und auch beim Thema Unsterblichkeit reiht Müller munter verschiedene Phänomene aneinander, die ihm Unbehagen einflößen, wie Homöopathie, Vegetarismus und E-Zigaretten („brennende Blockflöten“) – irgendwie zusammenhanglos, aber mit großartiger Gestik, Mimik und toller Bühnenpräsenz.

Für die Bühne scheint Müller ohnehin geboren zu sein: Je später der Abend, desto mehr kommt der Franke in Fahrt. Er freut sich hörbar auf seine nächsten Gags, lange bevor die Pointe sitzt – interessanterweise macht ihn aber gerade das so sympathisch.

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