Anschaulich und direkt beschreibt das Buch „Todesmarsch durch Russland“ anhand einer realen Geschichte den Schrecken des Krieges. Autor Klaus Willmann hat sich diese von dem ehemaligen Soldaten Lothar Herrmann erzählen lassen.
Trotz Krankheit wird Herrmann einer Gebirgsjägerdivision zugeteilt und 1944 an die Ostfront geschickt. Als die Stellungen gegen die Russen nicht mehr gehalten werden können, erfolgt ein chaotischer Rückzug. Mit einigen Kameraden verliert er den Anschluss an die Truppe. Völlig entkräftet werden die jungen Männer schließlich aufgegriffen und geraten in russische Kriegsgefangenschaft. Auf einem langen Todesmarsch sieht Lothar viele Gefangene sterben. Erst nach fast sechsjähriger Gefangenschaft kommt er frei.
Leichte Unterhaltung sieht anders aus, der „Todesmarsch durch Russland“ ist nichts für schwache Nerven, aber ein realer Teil der Geschichte, der gerade aufgrund seiner Brutalität und Sinnlosigkeit für die Nachwelt festgehalten werden muss.
Für Willmann ist es das zweite Mal, dass er den Krieg aus der Sicht eines Betroffenen in Ich-Form wiedergibt. „Ich bin der Ansicht, dass man so den Lesern besser nahebringen kann, wie skrupellos die damaligen Machthaber aller beteiligten Staaten junge Menschen in den Tod oder ins Elend geschickt haben, ohne Recht und Unrecht zu definieren“, schreibt er dazu in seinem Vorwort.
Willmann arbeitete als Revierförster und Zollbeamter. Im Schreiben entdeckte er dann eine neue Berufung. In den vergangenen Jahren hat er schon mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem „Das Boot U 188“, ebenfalls ein Kriegsbericht, erschienen im Rosenheimer Verlagshaus.
Willmann lebt in Grafing. Auf Herrmann wurde er durch einen Bericht im Münchner Merkur aufmerksam. „Schon bei unserem ersten Treffen hat er mir erklärt, wie sehr er sich freut, dass die jungen Menschen heutzutage in Frieden leben“, erzählt der Autor dazu.
Die Handlung beginnt mit Lothar Herrmanns Geburt im Jahr 1920 und endet 1950. Erzählt wird sie in leicht verständlicher, klarer Sprache. Berührend ist, wie detailgenau der ehemalige Soldat seinen Einsatz an der Front auch noch nach so vielen Jahren wiedergeben kann. Ein derartiges Trauma vergisst ein Mensch wohl nie. Zur Entspannung kann dieses Werk sicherlich nicht beitragen, aber es ist eine gute Lektüre gegen das Vergessen.
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Klaus Willmann: „Todesmarsch durch Russland – Mein Weg in die Kriegsgefangenschaft“, Förg, 12,95 Euro, ISBN 978-3-933708-45-8.