Musik auf die Goldwaage gelegt

von Redaktion

Drittes Konzert der „Inntaler Klangräume“ in der Kirche St. Leonhard Nußdorf

Nußdorf – Fast könnte es scheinen, als wollten die „Inntaler Klangräume“ mit den drei Konzerten ausgerechnet im Lutherjahr eine gegenreformatorische Großoffensive starten: Alle Veranstaltungen fanden in einem leuchtend süddeutsch-barocken, ja rokokohaften Sakralraum statt; Kirchenlatein war die vorherrschende Sprache der Vertonungen; Mozart und Michael Haydn überboten sich mit einer Musik, welche wie ein jubelnder Lobpreis der sichtbaren Schöpfung klang und das dritte Konzert stand auch noch unter dem Motto „Sancti Dei – Die Heiligen Gottes“.

Der Himmel war dem Unternehmen hold, und die Sonne schien während der Matinee in der Kirche St. Leonhard in den Altarraum und steigerte noch den Eindruck behaglich katholischen Lebensgefühls.

Wie in Heilig Blut standen erneut Mozart und Michael Haydn im Zentrum des Programms. Diesmal aber wurde eine Brücke zur Volksmusik geschlagen. Der Sulzberger Dreigesang aus Brannenburg mit Maria Gasteiger, Elisabeth Reiter und Regina Feicht bereicherten die Klassik mit geistlichen alpenländischen Liedern. Pure Tonschönheit verband sich mit Beseeltheit – es war „Hochkultur“ vom Feinsten. Begleitet wurden die drei Sängerinnen von Peter Anderl auf der Zither, der seinem Instrument schier überirdisch zarte Töne zu entlocken wusste.

Ein ganz besonderes Zuckerl war gleich das Entree mit Improvisationen des einstigen Freisinger Domorganisten Hubert Huber: Zu einem entzückenden Thema aus dem Notenschatz des Müllner Peter erfand Huber etliche Variationen, welche die Hauptmelodie in immer neue Farben tauchte und die Register der restaurierten Orgel in ihrer reinen Frische zum Klingen brachte.

Ein Chor, reduziert auf vier Sänger, welche die Tutti- aber auch die Solopartien übernehmen müssen – das Ergebnis ist eine Tonfülle bei gleichzeitiger Durchhörbarkeit. Priska Esers schwerelos wirkender, aber genau geführter Sopran harmonierte mit der weichen Wärme der Altstimme Luitgard Hambergers; Andreas Hirtreiters Tenor verströmt eine Fülle des Wohllauts und setzt sich farblich ab von Thomas Hambergers schwärzerem, sehr konturiertem Bass. Eine ideale Stimmkombination, welche die schwebende, sanft gewellte Stimmführung in Michael Haydns „Sancti Dei“ in ihrer Eigenart farblich abgestuft zur Entfaltung brachte.

Mag die „Missa brevis“ (KV 140) nun von Mozart sein oder nicht, in ihrer volksnahen, „pastoralen“ Schlichtheit passt sie jedenfalls ohne Niveauverlust ins Programm. Es war ein guter Griff des Initiators Andreas Legath, die vokalen Teile durch die rein instrumentalen Menuette des 13-jährigen Mozart zu interpunktieren. Reizende, filigrane Miniaturen, die vom Cantate Ensemble mit engagiertem Einsatz musiziert wurden. Jede Note wurde gleichsam auf die Goldwaage gelegt.

Ein beglückender Abschluss das zur Gabenbereitung passende „Alma Dei Redemptoris“ von Mozart. Ein kleines Werk, das dem berühmteren „Ave verum“ durchaus ebenbürtig ist dank der schönen und edlen Melodik und der Ökonomie seiner kompositorischen Mittel.

Das Motto des zweiten Abends war übrigens ein Zitat, nicht aus der Bibel, sondern von Vergil: „Ein Gott hat uns diese Muße geschaffen.“ Wir können ergänzen: Um die Inntaler Klangräume 2017 erleben zu dürfen.

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