Rosenheim – „Von Rosenheim in die Welt“ heißt eine Ausstellungsreihe des Kunstvereins Rosenheim, die im vergangenen Jahr startete. Florian Slotawa, der heuer mit seinen Arbeiten präsentiert wird, ist Konzeptkünstler und Bildhauer, der als gebürtiger Rosenheimer mit seinen Arbeiten internationale Anerkennung erreicht hat. Er studierte an den Akademien der Bildenden Künste in München und Hamburg. Heute lebt und arbeitet er in Berlin und hat eine Professur für Skulptur an der Kunsthochschule Kassel.
„Regionale Ordnung“ betitelt sich seine aktuelle Ausstellung im Kunstverein Rosenheim, die von der Sparkassenstiftung „Zukunft“ gefördert wurde. Sie umfasst drei Werkgruppen: Die 14-teilige Fotoserie „Rosenheimer Schätze“, die 2003 in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Museum Rosenheim entstand, „Rosenheimer Sockel“ und die Videoarbeit „Museums-Sprints“.
Für seine Fotografien „Rosenheimer Schätze“ hatte sich Slotawa Ausstellungsstücke aus dem Städtischen Museum Rosenheim ausgewählt, volkskundliche Sammelobjekte, wie Geschirr, Heiligenfiguren, Porträtbilder, und diese in der Privatwohnung des Museumsleiters Walter Leicht an verschiedenen Orten platziert und dieses Arrangement dann fotografiert. Durch das Platzieren in einem neuen Umfeld, gibt Florian Slotawa den ursprünglichen Museumsstücken eine neue „Heimat“ und eine andere Wirkung auf uns.
Dies geschieht ebenso in der Werkgruppe „Rosenheimer Sockel“. Diese ist einmalig für die Ausstellung im Kunstverein enstanden. Der Künstler wählte Skulpturen aus den Beständen der Städtischen Galerie Rosenheim, des Städtischen Museums, der Kunstsammlung des Landkreises Rosenheim und aus Arbeiten des Rosenheimer Bildhauers Rolf Märkl. Für alle fertigte er neue Sockel aus Gebrauchsgegenständen, die er in den regionalen Firmen Beton Bernrieder, dem Garten-Center Rosenheim, Diebald Lakierung, Flötzinger Bräu und der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling gefunden und ausgeliehen hat. So steht die Bronze „Entfaltung II“ von Lidy von Lüttwitz“ auf einem Ausschankbock von Flötzinger-Bräu und einem Regalboden des Kunstvereins Rosenheim, der Torso „Anne“ von Rolf Märkl auf einem Post-it-Block, dieser liegt auf einem Pflanzengefäß.
Was ist das Kunstwerk?
Die Frage: „Was ist eigentlich das Kunstwerk?“ beleuchtete in seiner Einführungsrede Dr. Björn Vedder und stellte dann gleich mehrere Nachfragen. Natürlich ist nicht der Sockel ein Kunstwerk, er ist nur ein Teil dessen und gibt der auf ihr stehenden Bronzeskulptur eine Wesensverwandlung. Welche Wirkung das nun auf den Betrachter hat, kann jeder Besucher für sich feststellen.
Für die Videoarbeit „Museums-Sprints“ von 2001 absolvierte Florian Slotawa ein spezielles Lauftraining, um in möglichst kurzer Zeit neun berühmte Museen in Deutschland zu durchlaufen. Hier demonstriert der Künstler, wie wichtig die Offenheit, die Aufnahmefähigkeit des Rezipienten ist. Wie Dr. Björn Vedder in seiner Rede ausführte, kommt eine empirische Studie zum Ergebnis, dass die Konzentration auf ein Kunstwerk im Schnitt bei 27,2 Sekunden liegt, wenn der Betrachter es überhaupt wahrnimmt. Das Museum ist für Slotawa ein Ort, an dem er sich in Bewegung setzt und versucht, möglichst schnell durchzurennen. Damit zeigt er die Spannung zwischen einer Forderung der Kunst und der Praxis der Besucher auf, die sich laut Vedder durch die ganze Kunstgeschichte verfolgen lässt.
Die Ausstellung „Regionale Ordnung“ im Kunstverein Rosenheim, Klepperstraße 19, ist bis 29. Oktober donnerstags bis samstags jeweils von 14 bis 17.30 Uhr und sonntags von 11 bis 17.30 Uhr geöffnet.