Wann fällt das Allzeit-Hoch?

von Redaktion

An den ersten Handelstagen im neuen Jahr drohte wegen des zugespitzten Konflikts zwischen den USA und dem Iran noch Ungemach, jetzt hat sich Lage etwas entspannt. Und an der Börse kehren Händler und Anleger fast schon zum Alltag zurück. Der heißt: Wegen anhaltend niedriger Zinsen bleiben Alternativen zu Aktien rar – was den Deutschen Aktienindex Dax in den letzten Tagen bis auf rund 50 Punkten an sein Allzeit-Hoch vom Januar 2018 getrieben hat. 13 596 Punkte waren es vor zwei Jahren, 13 548 am Freitag in der Spitze. „Wann fällt die Marke von 13 600?“, fragen sich viele Börsianer.

Es könnte in der nächsten Woche so weit sein. Dann wollen Amerikaner und Chinesen den ersten Teil eines Handelsabkommens unterzeichnen. Eine seit fast zwei Jahren währende schwere Belastungen auch für die Börse wäre damit zumindest teilweise vom Tisch. Gerade deutsche auf den Export angewiesene Unternehmen werden aufatmen. Und die Konjunktursignale dürften sich wieder aufhellen.

Insofern werden Börsianer, wie Markus Wallner von der Commerzbank vermutet, weniger auf die bald vorliegenden Berichte der Unternehmen für das vierte Quartal und damit für das gesamte Jahr 2019 schauen, als auf den Ausblick für 2020. Noch allerdings erwartet er, dass sie konservativ ausfallen. Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen setzt auf eine Aufhellung in der deutschen Industrie. „Es besteht die Hoffnung, dass das Sorgenkind der hiesigen Wirtschaft einen Boden findet, zumal der handelspolitische Gegenwind nachlässt.“ Folglich rechnet er noch im ersten Quartal mit einem Anstieg des Dax auf neue Rekord-Höhen von 13 800 und im folgenden Quartal sogar auf 14 000 Zähler.

Bei der DZ Bank bleiben die Experten vorsichtig. Ihnen sind die Kurse schon zu weit gelaufen. Eine Beilegung des US-chinesischen Handelsstreits sehen sie bereits in den Kursen eingepreist. Aktien seien nicht mehr billig. Also erwarten sie in den nächsten Monaten eine Seitwärtsbewegung mit Ausschlägen nach oben und unten. Ende März könnte der Dax auf nur 12 850 Punkte abrutschen und danach langsam bis Jahresende auf 13 200 steigen.

„Der Aktienmarkt ist wie ein Schaufenster beim Juwelier: nicht ganz billig, aber attraktiv“, umreißt dagegen Jens Herdack von der Weberbank die Lage. Er setzt auf weitere Kursanstiege. Aber auch wenn die Notenbank weiter großzügig agieren, die Zinsen im Keller lassen und damit den Aktienmärkten weiter Rückenwind verleihen: Politische Risiken bleiben. ROLF OBERTREIS

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