Der Goldpreis klettert seit Wochen in neue Rekordhöhen. Am Montag wurde eine Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise für 1555,07 Dollar gehandelt. Der höchste Wert seit April 2013. Das elektrisiert die Anleger. In München stehen vor den Gebäuden der Edelmetallhändler die Kunden sogar Schlange. „Was sich seit vier Wochen hier abspielt, hab ich so noch nie erlebt“, berichtet Tobias Scherer, der Chef von Auragen–tum.
Die Mitarbeiter des Unternehmens mit Sitz in Erding und einer Filiale in der Münchner Herzogstraße schieben aktuell teilweise Sonderschichten bis 22 Uhr. Edelmetallhändler Scherer: „Wir verschicken täglich Hunderte von Goldpaketen in ganz Europa. Das Geschäftsaufkommen hat um 100 Prozent zugenommen!“ München im Goldrausch? Scherer: „Das kann man so sagen. Zeitweise sind die Kunden wieder heimgefahren, weil sie nicht so lange warten wollten …“ Die Kunden unterteilt Scherer in drei Gruppen: Da sind die, die noch auf den Zug aufspringen wollen und die hoffen, dass der Goldpreis weiter steigt. Dann die, die verkaufen, weil sie Gewinne mitnehmen wollen. „Darunter sind auch welche, die die Strategie verfolgen, jetzt zu verkaufen und wenn der Preis gefallen ist, wieder in Gold einzusteigen. Und dann gibt’s die, die jetzt auf Silber setzen“, sagt er. „Weil Silber im Vergleich zu anderen Edelmetallen mit dem Preis noch hinterherhinkt. Wir verkaufen aktuell Zehntausende Silbermünzen und Barren, insgesamt rund eine halbe Tonne täglich.“
Allerdings genießt nur physisches Gold den Vorzug, dass beim Kauf keine Mehrwertsteuer anfällt. Auch muss auf den Verkaufsgewinn keine Steuer bezahlt werden, wenn man das Edelmetall mindestens ein Jahr im Besitz hatte – weil es dafür ja auch keine Dividenden oder Zinsen gab.
Übrigens: 80 bis 90 Prozent der Käufer sind Stammkunden, die regelmäßig Gold kaufen. Scherer: „Wer einmal Gold gekauft hat, kommt ziemlich sicher wieder. Denn erst wenn er zu Hause das Gold in Händen hält, entwickelt er das Gefühl dafür, wie schön es ist. Und will noch mehr davon haben.“ Einmal wie Dagobert Duck in Gold baden – davon träumen viele. wdp