Immobilienboom ebbt ab

von Redaktion

Die rasanten Preisanstiege im Kauf- und Mietbereich verlieren in München und seinen umliegenden Landkreisen zunehmend an Fahrt. Immobilienforscher sprechen aber noch nicht von einer Normalisierung: Denn das Preisniveau bleibt hoch.

VON SEBASTIAN HÖLZLE

Für alle, die in absehbarer Zukunft ein Haus, eine Eigentumswohnung oder eine Mietwohnung suchen, gibt es eine gute Nachricht: Im Großraum München steigen die Preise bei weitem nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Das geht aus Daten des aktuellen Marktberichts des Maklerverbandes IVD-Süd hervor. Die weniger gute Nachricht: Die Immobilienpreise und Mieten haben inzwischen ein derart hohes Niveau erreicht, dass für viele Familien ein Haus oder eine Eigentumswohnung weiterhin unbezahlbar bleibt (siehe Tabelle). Und die Preise steigen weiter, wenn auch weniger schnell.

Tempo lässt nach

IVD-Forscher Stephan Kippes, formulierte es gestern so: „Ob man von einer Normalisierung sprechen kann, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sprechen wir nicht mehr von einer ungebremsten Entwicklung, wie wir sie die letzten Jahre gesehen haben.“ In den Landkreisen rund um München habe man zwischen Frühjahr und Herbst 2018 „durch die Bank“ weiterhin Preisanstiege beobachtet, „aber im letzten halben Jahr recht moderat“.

Der Grund für die Entspannung: „Irgendwann ist ausgereizt, was die Leute an Geld ausgeben können“, sagte Kippes. Zudem sei durch Neubauten das Angebot gestiegen und eingetrübte Konjunkturaussichten würden potenzielle Käufer zurückschrecken. Auch der Nachfragedruck sinkt: Da die Kaufpreise in den vergangenen Jahren schneller gestiegen waren als die Mieten, sind Immobilien für Investoren unattraktiv geworden, die Investoren nehmen daher andere Ballungszentren ins Visier.

Eigentumswohnungen

Je nach Region und Marktsegment fällt die Beruhigung aber unterschiedlich aus: So haben sich Eigentumswohnungen in der Landeshauptstadt München – entgegen dem Trend – binnen sechs Monaten noch einmal um 7,8 Prozent verteuert. Auch in Ebersberg kletterten die Preise in nur sechs Monaten um 7,4 Prozent. Eine vorsichtige Entspannung gibt es in Fürstenfeldbruck: Dort kletterten die Preise im Herbst verglichen mit dem Frühjahr um 4,1 Prozent (nach 7,9 Prozent im Jahr zuvor). Deutlich beruhigt hat sich der Markt in Erding. Hier kosteten Eigentumswohnungen binnen sechs Monaten nur noch 1,1 Prozent mehr. In Freising waren es 1,2 Prozent und in Starnberg 1,8 Prozent.

Einfamilienhäuser

„Bei Einfamilienhäusern dreht sich die Preisspirale zwar ebenfalls weiter nach oben, aber deutlich langsamer als bei den vorherigen Erhebungen“, heißt es im IVD-Marktbericht. Am stärksten verteuerten sich Häuser in Ebersberg mit 3,8 Prozent. Das ist aber deutlich weniger als ein Jahr zuvor, als die Preise um 9,6 Prozent kletterten. In Fürstenfeldbruck hat sich der Anstieg der Hauspreise mit 2,1 Prozent halbiert.

Doppelhaushälften

„Auch bei Doppelhaushälften haben sich die Anstiege, die in der vergangenen Erhebung beobachtet wurden, deutlich reduziert“, schreiben die IVD-Forscher. Im Vergleich zum Frühjahr 2018 verzeichnete Ebersberg im Herbst mit 4,8 Prozent den mit Abstand höchsten Kaufpreiszuwachs in diesem Segment. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor war der Anstieg mit 10,5 Prozent zweistellig. In den Kreisstädten Fürstenfeldbruck und Starnberg verteuerten sich Doppelhaushälften jeweils um 3,6 Prozent – in der vorherigen Erhebung mussten Käufer noch Anstiege von 5,3 Prozent beziehungsweise 6,1 Prozent verkraften.

Mieten

Mieter dürften die Beruhigung am Immobilienmarkt am stärksten spüren: Die stärksten Preisanstiege im Münchner Umland waren in Fürstenfeldbruck und Starnberg zu beobachten – mit 3,1 Prozent beziehungsweise 1,8 Prozent aber vergleichsweise moderat. In allen anderen Kreisstädten um München lagen die Anstiege darunter, teilweise steigen die Mieten auch gar nicht mehr. Eine Ausnahme ist München selbst: Hier legten die Mieten binnen sechs Monaten um 2,4 Prozent zu.

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