Die beste Zeit für einen Depot-Check

von Redaktion

Das neue Jahr ist ein Anlass, seine Geldanlagen zu überprüfen und sich von Produkten zu trennen, die man heute nicht mehr kaufen würde.

Keine Frage: An vielen Börsen lief es im vergangenen Jahr schlecht. Für Anleger ein guter Zeitpunkt, im Depot aufzuräumen: Wer jetzt ausmistet, spart sich künftig viel Arbeit und verbessert seine Chancen, erklären die Experten der Stiftung Warentest in „Finanztest“. Lieber einmal gründlich aufräumen, als immer wieder halbe Sachen machen. Der Jahresanfang ist ideal für eine Inventur.

Zentraler Punkt ist die Frage des Risikos. Jeder muss für sich beantworten, welchen Teil seines Vermögens er sicher investieren will und welchen er auch in schwankungsanfällige Wertpapiere stecken kann.

Risiko bestimmen

Tagesgeld und Festgeld haben mit das geringste Risiko. Biotechnologiefonds oder Goldminen-Fonds neben Hebelzertifikaten oder Optionsscheinen das höchste. Etwa in der Mitte liegen viele internationale Standard-Fonds, Mischfonds oder offene Immobilienfonds. Deutsche Fonds, die sich am Dax orientieren, sind mit einem höheren Risiko verbunden, Schwellenländer-Fonds sind noch ein Stück riskanter.

Daraus lässt sich das Risiko der Gesamtanlage bestimmen und möglicherweise dem veränderten Anlagehorizont anpassen. Wer Geld für einen baldigen Immobilienkauf braucht, sollte risikobehaftete Anlagen meiden.

Depot ausmisten

Anleger sollten Wertpapiere, die sie heute nicht mehr kaufen würden, auch aus dem Depot werfen. Zertifikate, die einem einmal aufgeschwatzt wurden, lassen sich durch ein angemessenes Investment ersetzen. Und wer die T-Aktie, die er sich nur wegen der Werbe-Empfehlung durch Schauspieler Manfred Krug gekauft hat, durch einen breit streuenden ETF ersetzt, macht nichts verkehrt. Wer aus jetziger Sicht eine bestimmte Aktie nicht mehr in die engere Wahl ziehen würde, hat keinen Grund, sie zu behalten.

Verlust begrenzen?

Es klingt einleuchtend. Wer einen Verkaufskurs festsetzt, eine sogenannte Stopp-Loss-Marke, kommt mit einem blauen Auge davon, wenn eine Aktie abzustürzen beginnt. Er verkauft sie automatisch – und begrenzt damit seine Verluste. Doch was bei Einzelaktien sinnvoll sein kann, ist bei einem ETF kontraproduktiv. Solche Marken hätten in der Vergangenheit dazu geführt, dass Anleger beim Brexit-Votum oder nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ihre Anteile über Nacht losgeworden wären – und sie später nur teurer hätten zurückkaufen können.

Grundsätzlich gilt: Wer langfristig anlegt, wird ab und zu auch ein schlechtes Börsenjahr wie 2018 erleben. In solchen Phasen ist es bereits ein Erfolg, wenn die Geldanlagen nicht mehr als der Marktdurchschnitt eingebüßt haben.

Umschichten kostet

Wichtig ist es, standhaft zu bleiben. Wer seine Geldanlagen laufend planlos umschichtet, verursacht Kosten und belastet die Rendite. Und wer ein bestimmtes Risiko gewählt hat, sollte dazu auch stehen – auch wenn die Aktienmärkte gerade taumeln. Jede Umschichtung kostet Geld und belastet die Rendite. Sie sollte deshalb die Ausnahme bleiben – etwa wenn das Depot nicht mehr zum gewünschten Profil passt.

Breit streuen

Niemals sollte man alles auf eine Karte setzen. Für die meisten ist es nicht sinnvoll, das ganze Vermögen in sichere Zinsanlagen zu stecken. Denn so viel an Sicherheit, die letztlich zulasten der Rendite geht, haben die wenigsten nötig. Auch 100 Prozent in Aktien machen wenig Sinn, weil Börsenkrisen durchschlagen. Die Stiftung Warentest setzt auf einen Mix sortenreiner Produkte. Also etwa Aktien-ETFs und Festgeld. Damit könne man sein Vermögen langfristig und vernünftig planen.

Überblick behalten

Bei Einzelaktien ist eine breite Streuung durchaus sinnvoll. Wer aber in seinem Depot 20 bis 30 globale Aktienfonds oder Mischfonds hält, verliert leicht einmal den Überblick. Fonds sind ohnehin schon breit gestreut.

Nicht dem Trend folgen

Mehr als 20 oder 30 Prozent Kursgewinn, fantastische Wertsteigerungen – selbst kritische Anleger erliegen manchmal dem Reiz spekulativer Anlagen. Das war in der Vergangenheit bei Hightech–Aktien, später bei Windkraftanlagen und derzeit bei Kryptowährungen für die meisten Betroffenen kein besonders gutes Geschäft. Für den langfristigen Vermögensaufbau taugen spekulative Anlagen nicht. Wer’s nicht lassen kann, sollte sich wenigstens auf eine gering gewichtete Depotbeimischung beschränken.

Keine Hellseher

Gemanagte Mischfonds, oft auch Vermögensverwaltung genannt, werden häufig überschätzt. Sie sollten gerade in wechselnden Marktphasen ihre Vorzüge ausspielen. Voraussschauende Fondsmanager und ausgewiesene Experten, würden die Aktienquote rechtzeitig vor Turbulenzen herunterfahren – und den Anlegern dadurch Verluste ersparen, ist die Erwartung.

Doch auch Fondsmanager sind nach Einschätzung der Stiftung Warentest keine Hellseher. Sie werden von plötzlichen Turbulenzen ebenso überrascht wie jeder Privatanleger auch. Dagegen haben Mischfonds deutlich höhere Kosten, die Rendite aufzehren.

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