Unerwünschte Stoffe im Essen

von Redaktion

WOCHENMARKT SPEZIAL Gefahr durch Bambusbecher, Geschirr und Verpackungen

VON HEIDRUN SCHUBERT*

Farbenfrohe Teller, Becher, Kochutensilien oder Kindergeschirr aus Kunststoff liegen voll im Trend. Häufig enthalten diese, wie auch Bambusgeschirr, Melaminharz. Das ist ein harter und bruchsicherer Kunststoff aus den Grundbausteinen Melamin und Formaldehyd.

Formaldehyd gilt als krebserregend

Formaldehyd ist haut- und schleimhautreizend und kann nach dem Einatmen Krebs im Nasen-Rachen-Raum auslösen. Außerdem ist der Stoff als Allergen für Atemwege und Haut bekannt. Werden säurehaltige Lebensmittel – dazu zählt auch Kaffee – in melaminhaltigen Behältnissen aufbewahrt oder Essen darin erhitzt, können Melamin und Formaldehyd austreten und auf die Lebensmittel übergehen. Die Haushaltsgegenstände sollten daher nur Temperaturen bis zu 70 Grad ausgesetzt werden. Das entspricht zum Beispiel den Bedingungen beim Einfüllen heißer Getränke oder Speisen in Tassen, Teller oder Schüsseln.

Säure und Hitze lösen Schadstoffe

Um zu verhindern, dass gesundheitsgefährdende Mengen an Melamin und Formaldehyd in Lebensmittel übergehen, hat der Gesetzgeber Grenzwerte festgelegt. Bei Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und der sachgemäßen Verwendung der Küchenutensilien sollte es eigentlich nicht zu einer Überschreitung der Werte kommen. Allerdings zeigen Untersuchungen auch, dass es beispielsweise bei häufigem Aufbrühen eines heißen Zitronengetränkepulvers in einem Bambusbecher durchaus zu einer Oberflächenveränderung wie etwa dem Aufrauhen des Materials kommt.

Hohe Temperaturen führen vor allem bei der Zubereitung von sauren Lebensmitteln zu einer Zersetzung des Materials, auch äußerlich erkennbar an einem Glanzverlust der Oberflächen. Ein Bambusbecher aus dem Handel kann durchaus aus 40 Prozent Melaminharz, Bambus-pulver und Maisstärke als Füllmittel bestehen. Weitaus beständiger, sicherer und umweltfreundlicher sind Becher aus Edelstahl.

Nicht für Mikrowelle und Pfanne geeignet

Ein wesentliches Problem liegt im unsachgemäßen Gebrauch des Geschirrs. Es wird häufig in die Mikrowelle gestellt. Oder Pfannenwender bleiben nicht nur wenige Sekunden, sondern Minuten in der Hitze der Pfanne liegen. Hinzu kommt, dass die Kennzeichnung zur Verwendung häufig fehlt oder schlecht lesbar ist. Melamingeschirr ist ein Essgeschirr, aber kein Kochgeschirr.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt daher vor einer Benutzung von Melamingeschirr in der Mikrowelle oder zum Kochen und Braten. Bei den dabei entstehenden Temperaturen können gesundheitlich bedenkliche Mengen an Melamin und Formaldehyd auf Lebensmittel übergehen – Formaldehyd belastet darüber hinaus die Raumluft.

Zurzeit besteht lediglich ein freiwilliger Hinweis des Herstellers, ob Geschirr oder Küchenutensilien aus Melamin bestehen. Teilweise wird die Abkürzung MF für die Kennzeichnung von Melamin genutzt, aber auch hinter dem Recyclingcode 07 (sonstige Stoffe) kann sich Melamin verbergen.

Problematische Klebstoffe

Bei wiederverschließbaren Verpackungen kommen Klebstoffe zum Einsatz, insbesondere bei Fleisch- und Wurstwaren sowie Käse in Scheiben. Wiederverschließbare Verpackungen können höhere Migrationswerte aufweisen als nicht wiederverschließbare Verpackungen vergleichbaren Typs.

Probleme mit Rückständen aus Klebstoffen gibt es vor allem dann, wenn der Klebstoff nach dem Zusammenfügen der Folien nicht genügend Zeit zum Aushärten bekommt. Zu den Stoffen, die durch nicht sachgemäße Verfahrensabläufe entstehen können, gehören primäre aromatische Amine (PAA).

Bei PAA handelt es sich um eine Stoffgruppe mit großer gesundheitlicher Relevanz. Zu dieser Stoffgruppe gehören auch Verbindungen, die schon in kleinen Mengen als krebserregend gelten. Der Lieferant des Klebers muss dem Anwender die Bedingungen nennen, unter denen die Bildung aromatischer Amine zu verhindern ist und keine Belastung der Lebensmittel auftritt. Im weltweiten Handel funktioniert dies nicht immer.

Tipps fürs Kochen und Einkaufen

Um zu verhindern, dass unerwünschte Stoffe aus Verpackungsmaterialien in Nahrungsmittel eindringen, sollten Verbraucher beim Einkauf und bei der Zubereitung von Lebensmitteln folgende Tipps beachten:

. Verpackungen aus Glas oder Edelstahl verwenden. Dort ist der Stoffübergang am geringsten.

. Joghurt oder Milch in Pfandglasflaschen bevorzugen. Mittlerweile gibt es auch Drehverschlüsse, deren Dichtungen ohne PVC und Weichmacher auskommen. Bei einer Firma sind diese Dichtungen an der blauen Farbe zu erkennen; mittlerweile gibt es auch weiße und cremefarbene Dichtungen mit dieser Rezeptur.

. Aufwendige Verpackungen mit wenig Inhalt vermeiden (wie wenige Scheiben Wurst aufgefächert in einer Kunststoffverpackung oder einzeln verpackte Süßigkeiten). Je größer die Kontaktfläche zwischen Lebensmittel und Verpackung, umso höher ist auch das Risiko, dass unerwünschte Stoffe auf das Lebensmittel übergehen.

. Fertiggerichte in mikrowellengeeignetem Geschirr aus Glas oder Porzellan zubereiten. Produkte nur in der Verpackung erhitzen, wenn sie laut entsprechender Kennzeichnung ausdrücklich dafür geeignet sind. Die Wattzahl und die Erhitzungsdauer sollten angegeben sein. Erhitzen erhöht das Risiko, dass Stoffe aus Verpackungen in das Lebensmittel übergehen.

. Verpackungen vermeiden, die stark bedruckt sind: Lebensmittel nie auf der Außenseite von bedruckten Verpackungen ablegen (zum Beispiel ein fetthaltiges Gebäck auf der Bäckertüte oder Plätzchen und Kuchen auf einer bunten Serviette).

. Recyclingkartons vermeiden, die keine Barriere aufweisen, wie beispielsweise einen Innenbeutel oder eine Beschichtung. Produkte im Haushalt möglichst in Glasgefäße umfüllen.

. Verpackungen sind für den einmaligen Gebrauch gedacht. Joghurtbecher, Margarinedosen, Eisboxen oder sonstige Gefäße nicht zum Einfrieren oder gar zum Erwärmen in der Mikrowelle verwenden; auch keine heißen Speisereste einfüllen.

. Packungen, in denen sich Fleischsaft oder Fruchtsaft gesammelt hat, bereits im Handel links liegen lassen. Hier besteht die Gefahr einer Verkeimung des Lebensmittels oder eines Stoffübergangs aus der Verpackung.

. Fleisch niemals in der Originalpackung des Handels einfrieren. Weder das Verpackungsmaterial noch eine eventuelle Schutzgasmischung sind für den Einsatzzweck gedacht.

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