Zwei Aktien haben in der abgelaufenen Woche die Börsianer massiv beschäftigt. Das Papier eines Traditionshauses und das eines jungen Unternehmens. Dem Chemie-, Agrar- und Pharma-Konzern Bayer fällt die Übernahme des US-Agrar-Unternehmens Monsanto schwer auf die Füße. In den USA drohen massive Schadensersatzforderungen wegen des möglicherweise krebserregenden Glyphosat-Präparats Roundup. 5000 Klagen sind anhängig, eine erste über fast 300 Millionen Dollar ist in erster Instanz gegen den Leverkusener Konzern ausgegangen. Die Aktie rauscht deshalb in den Keller. Fast 18 Prozent hat sie seit 10. August verloren, fast 16 Milliarden Euro an Börsenwert haben sich in Luft aufgelöst. Das ist ohne Beispiel für einen der 30 Werte aus dem Deutschen Aktienindex Dax.
Weil Bayer ein Schwergewicht im Dax ist, zieht das auch den Index nach unten – im Wochenverlauf um rund zwei Prozent auf unter 12 200 Zähler. Zeitweise waren es zur Wochenmitte nur noch gut 12 100.
Da hätte dem Dax ein anderes Unternehmen gutgetan. Noch aber ist der Zahlungsdienstanbieter Wirecard nicht in den Club aufgerückt. Anfang September dürfte es so weit sein. Das bayrische Unternehmen ist mittlerweile mit 22 Milliarden Euro mehr wert als die Deutsche Bank und bringt doppelt so viel auf die Waage wie die Commerzbank. Die muss den Dax sehr wahrscheinlich zum ersten Mal verlassen. Auf Jahressicht ist der Kurs der Wirecard-Aktie um rund 160 Prozent gestiegen.
Zwar gibt es erste Signale für eine leichte Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Man will sich wieder zusammensetzen. Börsianer bleiben skeptisch. „Solange geredet wird, ruht der Handelskrieg“, verbreitet Robert Halver von der Baader Bank leichte Zuversicht. Zum Handelskonflikt gesellt sich zudem die schwere Krise in der Türkei. Sie könnte sich auf andere Schwellenländer ausdehnen. Das alles nagt am Vertrauen und an der Investitionsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland und in Europa. Die Gewinn-Erwartungen für 2018 werden mittlerweile heruntergeschraubt. rolf obertreis