Mehr als die Hälfte der Bundesbürger weiß nicht, dass sie seit anderthalb Jahren beim Kontowechsel auf die Unterstützung der Bank pochen können – egal, ob sie Online- oder Filialbankkunde sind. Seit September 2016 sind alte und neue Bank verpflichtet zusammenzuarbeiten, damit der Kontowechsel für den Kunden einfacher wird und schneller geht. Für diese gesetzliche Kontenwechselhilfe muss die bisherige Bank eine Übersicht aller Buchungen der letzten 13 Monate liefern, die künftige Bank soll alle Zahlungspartner von der neuen Kontoverbindung schriftlich unterrichten. Binnen zwölf Geschäftstagen soll der Kontowechsel erledigt sein. Zumindest in der Theorie. Wie gut der Wechsel in der Praxis funktioniert, hat die Stiftung Warentest für die Mai-Ausgabe ihrer Zeitschrift „Finanztest“ untersucht.
Unverständliches Formular beim gesetzlichen Service
„Finanztest“ hat dafür sechs Kunden beim Wechsel begleitet. Sie hatten ihre Onlinekonten bei den Sparkassen in Berlin, Hannover und Mainfranken Würzburg, der Postbank sowie der Hypo–Vereinsbank. Sie haben neue Konten bei der ING-Diba, der DKB, der Evangelischen Bank und der Triodos Bank eröffnet. Die wichtigsten Ergebnisse des Tests: Wer die gesetzliche Kontenwechselhilfe nutzt, muss mit Komplikationen rechnen. Der bankeigene digitale Kontowechselservice dagegen verlief im Test nahezu reibungslos. Aber auch er ist keine Garantie für gutes Gelingen, so das Fazit.
„Leider hat der Gesetzgeber für die gesetzliche Kontenwechselhilfe ein völlig unverständliches Formular entwickelt“, heißt es bei Stiftung Warentest. Das fand auch einer der Tester, der selbst ein ausgebildeter Bankkaufmann ist. Auf mindestens drei Papierseiten gibt es für die Bankkunden in drei Abschnitten über 50 Möglichkeiten, Kreuze zu setzen, damit alte Bank und neue Bank Daten austauschen und die Zahlungsvorgänge übertragen können.
Kontenwechselhilfe der Kreditinstitute: hilfreich trotz Hürden
Die Alternative: Viele Kreditinstitute bieten zusätzlich einen eigenen Kontowechselservice an. Der ist in der Regel einfacher. Das komplizierte Formular entfällt und die gesetzlichen Vorgaben gelten nicht. Alles läuft digital.
Auch hier stießen die Tester auf einige Hürden und Auffälligkeiten: So vermittelte etwa der Kontowechselservice der ING-Diba anfangs den Eindruck, dass auch Daueraufträge automatisch übertragen werden können. Als sie dann aber in der Liste der zu benachrichtigenden Zahlungspartner nicht mehr auftauchten, griff die Testperson zum Telefon und erfuhr, dass das „ein Fehler im Programm“ sei und Daueraufträge bei der alten Bank gelöscht und bei der neuen Bank selbst eingerichtet werden müssen.
Im Test informierte die ING-Diba auch ohne Abstimmung mit dem Tester alle möglichen Zahlungspartner über das neue Konto, darunter auch solche, die es gar nicht mehr gab und die es nicht hätten wissen müssen, zum Beispiel Geschäfte, in denen der Tester mit Girocard und Unterschrift bezahlt hatte. Ein wichtiger Zahlungspartner wurde dagegen gar nicht, zwei andere nicht rechtzeitig benachrichtigt, um laufende monatliche Abbuchungen noch zu korrigieren. „So kam es zu Rücklastschriften und Gebühren. Die reklamierte der Tester und bekam von der Bank aus Kulanz 50 Euro gutgeschrieben – als Erstattung und Ausgleich dafür, dass er selbst tätig werden musste, um alles geradezurücken“, schreibt „Finanztest“.
Bei einer Banken-Konstellation klappte der Wechsel besonders gut: Beim Wechsel von der Sparkasse Mainfranken Würzburg zur Triodos Bank. „Hier empfahl die neue Bank dem Tester etwa, altes und neues Konto eine Weile parallel bestehen zu lassen und schickte das Kündigungsschreiben für das alte Konto per E-Mail zum Ausdrucken und Versenden per Post, inklusive eines Hinweises, dass der Freistellungsauftrag bei der alten Bank reduziert werden kann“, so „Finanztest“.
Fazit: Selbst wenn mit dem bankeigenen digitalen Service nicht alles glatt läuft, fällt der Kontoumzug damit leichter und geht schneller. mm