Die Immobilien-Makler der Bayerischen Sparkassen rechnen damit, dass die Preise für Wohnimmobilien in diesem Jahr deutlich langsamer steigen werden als in den Jahren zuvor. Zwar werde die ungebrochen hohe Nachfrage bei einem knapp bleibenden Angebot vielerorts zu einem weiteren Anstieg der Kaufpreise führen, sagte der Geschäftsführer der Sparkassen-Immobilienvermittlung, Paul Fraunholz, gestern in München. „Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Preissteigerungen insgesamt moderater ausfallen, da viele Haushalte inzwischen an die Grenzen ihrer finanziellen Belastbarkeit kommen.“
Fraunholz geht davon aus, dass auch die angekündigte staatliche Unterstützung von Familien neue Impulse geben könnte. Im laufenden Jahr rechnet er mit einem Preisanstieg zwischen drei und fünf Prozent. Damit würde sich der Preisauftrieb am Immobilienmarkt allmählich in Richtung der Inflationsrate bewegen – 2017 lag die durchschnittliche Teuerung in Deutschland bei 1,8 Prozent. Sollte sich der Preisauftrieb in absehbarer Zeit tatsächlich in diese Richtung bewegen, wäre das weit entfernt von den teils zweistelligen Wachstumsraten der vergangenen Jahre: Wie die Verkaufszahlen der Sparkassen-Vermittler zeigen, haben sich die Preise für Häuser und Wohnungen vergangenes Jahr in Bayern gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 9,4 Prozent verteuert. 2016 lag der Preisanstieg bei 11,8 Prozent.
Vor allem in Oberbayern haben sich die Immobilien-Preise inzwischen auf einem extrem hohen Niveau eingependelt. In fast allen Landkreisen des Regierungsbezirks kosten freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser im Schnitt mindestens eine halbe Million Euro, in den Landkreisen um München sogar 900 000 Euro und mehr (siehe Karte). Für viele Familien ist das unbezahlbar, trotz der Aussichten auf einen schwächeren Preisanstieg kann daher von einer Entspannung nicht die Rede sein.
„Die Nachfrage von Eigennutzern und Kapitalanlegern bleibt hoch, solange sich die Zinsen auf dem niedrigen Niveau halten, der Arbeitsmarkt in Bayern stabil bleibt und sowohl die Bevölkerung als auch die Zahl der Haushalte weiter ansteigen“, sagte Fraunholz. Gleichzeitig sei nicht zu erwarten, dass es ein spürbar größeres Angebot an Wohnimmobilien geben werde. „Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohngebäude stagniert bereits wieder und so wird sich die Menge der fertiggestellten Wohnungen nicht erhöhen“, sagte er. „Die Lage auf dem Wohnimmobilienmarkt wird also weiterhin angespannt bleiben.“ Vor allem in den Städten und in wirtschaftlich starken Regionen werde die Anzahl der verfügbaren Wohnimmobilien zum Kauf und zur Miete den Bedarf nicht decken können.
„Das Angebot reicht hinten und vorne nicht“, sagte der neue Chef der LBS Bayern, Erwin Bumberger. „Weil pro Haushalt immer weniger Menschen zusammenleben, steigt die Zahl der Haushalte noch stärker als die Bevölkerungszahl.“
Wie die Preisentwicklung langfristig weitergeht, ist unter Fachleuten umstritten. Das Forschungsinstitut Empirica war im Februar wiederholt zu dem Ergebnis gekommen, dass die Immobilienpreise in den kommenden Jahren sinken könnten, da die Zuzugsprognosen für Ballungsräume wie München überschätzt würden. Eine Prognose der Postbank kam im März dagegen zu dem Ergebnis, dass bis zum Jahr 2030 weiter mit jährlichen Preisanstiegen über der Inflationsrate zu rechnen ist.