Ob es mit der Jahresend-Rally noch was wird, muss sich zeigen. Der Börsenstart in den Dezember war holprig, der Deutsche Aktienindex Dax pendelt um die Marke von 13 000 Punkten und der November hat ein, allerdings nur leichtes, Minus gebracht. Auf Jahressicht stehen im Schnitt immer noch satte Gewinne mit Aktien. Und das Umfeld mit rosigen Konjunkturaussichten, bester Stimmung bei den Managern und vermutlich weiter steigende Gewinne verbunden mit einem neuen Dividendenrekord lassen auch für den Rest des Jahres und für 2018 für höhere Kurse erwarten.
Treiber bleiben auch die niedrigen Zinsen. Manche Volkswirte wie Ulrich Kater von der DekaBank rechnen erst 2020 wieder mit einem Anstieg des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB). Bis dahin bleibt er demzufolge auf dem historischen Tief von null Prozent. Und auf dem Sparbuch kommen höhere Zinsen erst Ende 2021 an, vermutet der renommierte Ökonom.
Die Mehrheit der Sparer stört das offenbar nicht, wie eine neue Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der ING DiBa zeigt. „Die Sparer gewöhnen sich zunehmend an das Niedrigzinsumfeld“, sagt Professor Martin Weber. „Die niedrigen Zinsen haben immer weniger Einfluss darauf, wie in Deutschland gespart wird“. Gespart werde letztlich weniger oder gar nicht mehr. Umschichten in Aktien ist nur für junge, vermögende und risikobereite Sparer eine Option, wenn die Zinsen niedrig bleiben.
Die profitieren dann von vermutlich weiter steigenden Kursen – viele Auguren sehen den Dax in einem Jahr bei 13 500 bis 14 000 Punkten – und von einem neuen Dividenden-Rekord, der sich 2018 abzeichnet. „24 von 30 Dax-Firmen werden wahrscheinlich die Dividende erhöhen“, sagt Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Nur bei der Deutschen Bank drohe eine Kürzung. „Wir rechnen damit, dass die gesamte Dividendensumme im Dax um beeindruckende elf Prozent von 31,2 auf das neue Allzeithoch von 35,3 Milliarden Euro steigen wird.“
Aktien hätten auch mit Blick auf die Kurse eine Verschnaufpause eingelegt, sagt Daniel Schäfer von der Weberbank. Eine generelle Trendwende sei angesichts des positiven Umfeldes aber nicht zu erwarten. So sehen es die allermeisten Beobachter. „Wir halten an unserem positiven Ausblick für die Aktienmärkte fest“, sagt etwa Emmerich Müller, Partner beim Bankhaus Metzler. Das größte Potenzial hätten Aktien aus Europa und den Schwellenländern.
„Investiert bleiben“, heißt es auch beim Bankhaus Julius Bär. Allerdings müssten sich Anleger auch auf zwischenzeitliche Rücksetzer und stärkere Schwankungen einstellen, warnt Joachim Schallmayer von der DekaBank. Aber den Dax sieht auch er im nächsten Jahr weiter auf dem Weg nach oben. Offen bleibt nur, ob dies auch für die restlichen 20 Handelstage des Jahres 2017 gilt. rolf obertreis