Zum Bericht „Suchttherapie in Rosenheim und der Region: Ärzte werden dringend gesucht“ im Regionalteil sowie zu „Substitution nur in zwei Praxen“ (Leserbrief):
Das Engagement für unsere suchterkrankten Patienten wird massiv von der hiesigen Staatsanwaltschaft unterlaufen. Für unsere Strafverfolgungsbehörde sind Suchtkranke anscheinend immer noch lediglich Kriminelle, und wenn man derer nicht habhaft wird, dann verfolgt man halt die sie behandelnden Ärzte. Die Staatsanwaltschaft Traunstein ist massiv gegen verschiedene Ärzte vorgegangen, die Suchtpatienten mit aus ihrer Sicht falschen Maßnahmen behandelten. Diese wurden mit aus meiner Sicht teils sehr fragwürdigen Methoden vor den Kadi gezogen. Und auch wenn die Ärzte nicht verurteilt wurden, so kam sie dies trotzdem teuer zu stehen. Die Ärzte können bei einer 60-Stunden-Woche neben den sonst noch vorhandenen Haftungsrisiken nicht auch noch die unabwägbaren Risiken einer solchen Therapie tragen. Wer schon einmal Besuch von der Staatsanwaltschaft bekam und unter deren massivem Vorgehen zu leiden hatte, überlegt es sich zweimal, ob er noch einmal das Risiko der Behandlung eines Suchterkrankten auf sich nimmt.
Elisabeth Kefer
Raubling
Was immer auch den Kollegen Dr. Arnold dazu bewogen hat, Drogensüchtige mit insulinpflichtigen Diabetikern zu vergleichen, damit hat er sich nicht gerade als Suchtspezialist qualifiziert. Während Diabetiker ohne Insulin sterben müssen, sterben Drogenabhängige nur mit ihrer Droge! Dieser abstruse Vergleich geistert bei Substitutions-Lobbyisten schon seit Jahren umher, und kommt schon einer „Verhöhnung“ der Diabetiker nahe. Und wenn schon Drogen für Opiatabhängige „überlebenswichtig“ sind, gilt dies für Alkoholiker oder Spielsüchtige auch? Nein, denn hier wird das Abstinenzprinzip weiter verfolgt. Die Substitution hat sich in den letzten 40 Jahren letztendlich nicht wirklich bewährt und auch nicht weiterentwickelt, da das heutige Konsumverhalten keine „reinen“ Opiatabhängige mehr kennt. Beinahe alle Drogentoten in München hatten eine „Vielfachvergiftung“, wobei überwiegend auch Substitutionsmittel wie Buprenorphin oder Polamidon im Blut gefunden wurden. Leider nimmt dies kaum jemand wahr und es passt auch nicht indie „Erfolgsmeldungen“. Denn über 90 Prozent aller Substituierten betreiben eifrig Beikonsum und nur fünf Prozent führen ein annähernd „normales“ Leben. Offensichtlich hat Dr. Arnold ein sehr „ausgewähltes“ Patientengut, wenn die Hälfte seiner Patienten „unauffällig“ ist. Dennoch haben es die Verfechter der Substitution geschafft, durch eifriges Arbeiten auf der politischen Ebene, die Richtlinien zur Substitution und die Betäubungsmittelverordnung nach ihren Vorstellungen zu ändern. Substitution ist aktuell viel mehr ein Politikum als eine ärztliche Entscheidung und Notwendigkeit. Insofern sollte die Überschrift eher heißen: „Gott sei Dank gibt es nur zwei substituierende Praxen!“
Dr. Andreas Lang
Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Bernau