Zum Heilige-Drei-Könige-Brauch:
Wie alle Jahre wurde ich heuer von einem Heiligen-Drei-Könige-Trio besucht. Nach ihrem wirklich schönen Vortrag habe ich sie auch angemessen belohnt. Einer der Könige wischte die vom Vorjahr noch gut lesbaren Buchstaben CMB vom Türrahmen, was „Der Herr beschütze dieses Haus“ bedeutet. Bevor sie weiterzogen, habe ich gefragt, warum sich keiner von ihnen sein Gesicht mit Ruß eingerieben hat, um so nach biblischer Überlieferung auch einen Mohr dabei zu haben. Als mich die „Könige“ etwas unsicher angeschaut haben, meldete sich ihr erwachsener Begleiter zu Wort und erklärte mir, dass ein Mohr rassistisch und auch diskriminierend sei. Sprachlos und kopfschüttelnd ging ich in meine Wohnung zurück. Mein Kopfschütteln hört und hört einfach nicht auf. Im Lauf des Abends ging mir viel durch den Kopf und ich habe mir die Frage gestellt, ob die armen Kinder, für die das Geld gesammelt wurde, die Annahme der Spende verweigern würden, weil ein Mohr es gesammelt hätte. Es bewahrheitet sich wieder einmal, dass die Welt am deutschen Wesen genesen soll. So habe ich mit fast 86 Jahren wieder einmal etwas ganz Neues gelernt.
Ferdinand Leupoldseder
Rosenheim