Zur Berichterstattung über die Klimadebatte (Titelseite, Regional- und Bayernteil) sowie zum Leserbrief von Dr. Heinz Brecht „Angeheizte Klimadebatte“ und zu den Leserbriefen von Heinz Bruns, Gerald Strickner, Manfred Kokott und Alfred Kastner „Die Klimadebatte hält an“:
Wie ist der Leserbrief gemeint? Liest man hier einen ernst gemeinten Vorschlag oder wird ironisch überzogen, um die Umweltbewegten ein wenig lächerlich zu machen. Niemand kann nämlich wollen, dass sich wieder ein CO2-Gehalt von 200 ppm (Anteile pro Million) samt den Temperaturen der Eiszeit einstellt. Betrachtet man den Anstieg der vergangenen Jahre, wäre es schon ein großer Erfolg, wenn die Grenze von 300 ppm wieder in Sichtweite wäre. Und wie ist der Vergleich mit dem durch sauren Regen ausgelösten Waldsterben in den 80er- Jahren zu verstehen? Das Waldsterben ist wegen anderer Ursachen immer noch aktuell. Die Auswirkungen der vergangenen Jahre sind noch bei Weitem nicht verkraftet.
Eigentlich ist es egal, ob der Anstieg der Treibhausgase menschengemacht ist. Wenn es nicht gelingt, deren Anteil in der Atmosphäre deutlich zu senken, wird es klimatisch ungemütlich auf der Erde. Senken kann man den CO2-Anteil durch weniger Zufuhr und/oder mehr natürlichem CO2-Verbrauch/Speicherung. Mit dem Thema Bäume liegt Dr. Brecht vermutlich richtig. Äthiopien hat kürzlich durch eine Baumaktion aufhorchen lassen und an einem Tag angeblich 100 Millionen Bäume gepflanzt. Bäume verzehren und speichern CO2 und kompensieren so einen Teil des Anstiegs, der durch Lebensweise sowie durch die wachsende Weltbevölkerung verursacht wird. Allerdings sind die von ihm benannten 100 Milliarden Bäume ein sehr anspruchsvolles Ziel, steht doch für die Anpflanzung in den entwickelten Industriestaaten immer weniger Fläche zur Verfügung. In Deutschland sind aktuell circa 30 Prozent der Fläche mit Wald bedeckt, was sich in etwa 90 Milliarden Bäumen darstellt. In Bayern verschwinden jährlich mehr als 40 Quadratkilometer Landfläche unter Siedlungs- und Verkehrsprojekten. Immerhin hat der Ministerpräsident Söder erst kürzlich eine große Baumpflanzaktion angekündigt.
Norbert Vogel
Schechen
Dem Leserbrief von Herrn Bruns stimme ich zu. Ich empfinde es eher als extrem peinlich für meine Generation (ich bin 65 Jahre alt), dass es eines 16-jährigen Mädchens bedurft hat, um hier – zumindest bei einigen Menschen – ein Umdenken einzuleiten. Ich bin sehr froh, dass sich daraus eine Jugendbewegung und eine Bewegung der relevanten Wissenschaftler ergeben haben. Die überwältigende Zahl von 26800 Wissenschaftlern hat die Stellungnahme der „Scientists for Future“ innerhalb kurzer Zeit unterschrieben.
Herrn Kastner möchte ich entgegnen, dass es nie das Ziel von Greta Thunberg war, konkrete Vorschläge zur Lösung der Klimakrise zu machen. Sie fordert nur alle Menschen, die hier etwas ändern können, auf, endlich auf die Wissenschaftler zu hören, die die Lage wirklich beurteilen können. Sie hat offensichtlich erkannt, dass man mit laienhaften Erkenntnissen nicht weiterkommt.
Bei vielen Leserbrief-Schreibern hat man immer wieder den Eindruck, sie fühlen sich den Wissenschaftlern, die sich seit Jahrzehnten mit dem Klimawandel beschäftigen, weit überlegen. Hauptargument ist hier immer wieder das auch von Herrn Kokott vorgebrachte Argument des natürlichen Klimawandels.
Zum Brief von Herrn Strickner möchte ich sagen, dass der Zusammenhang von CO2-Konzentration in der Atmosphäre und industrieller Entwicklung eindeutig nachgewiesen ist. Die Tatsache, dass andere Länder das Thema nicht so ernst nehmen wie wir, heißt ja nicht, dass das Problem nicht real ist. Einer muss nun mal vorangehen.
Karl-Fritz Nietfeld
Bruckmühl
Mit Erstaunen habe ich die Leserbriefe gelesen. Neben dem Brief von Herrn Bruns gibt es einen einigermaßen neutralen von Herrn Kastner, danach leider nur noch „Massengehirnwäsche“ – angeblich hinterlassenen Müll von jugendlichen Demonstranten, „Öko-Diktatur“ und Schlimmeres. Darf denn wirklich jeder selbst ernannte Meinungsbildner seine geistigen Wirrungen in der Zeitung veröffentlichen? Wollen Sie dazu beitragen, dass sich die Bevölkerung im Chiemgau weiterhin mit den Thesen der Klimawandel-Leugner befasst, sie breittritt, anstatt die Leute aufzuklären?
Es wäre schön, wenn wir den Kopf weiterhin in den Sand stecken könnten – diese Zeit ist aber leider vorbei.
Anja Hadamek
München