Zum Artikel „Griechen staunen über neue Regierung“ (Politikteil):
So sehr ich es dem griechischen Volk wünsche, dass sie mit der neuen Regierung endlich ihre Probleme in den Griff bekommen, es bleiben Zweifel an der eigenen Bereitschaft selbst genügend zu tun, um eine Besserung zu erreichen. Das Land ist immer noch extrem verschuldet. Die EU und insbesondere Deutschland haben das Land (aber auch das System Euro) vor dem Ruin gerettet, indem hunderte Milliarden Euro an Krediten bereitgestellt wurden.
Die Griechen haben davon bereits einen erheblichen Teil zurückgezahlt. Das muss man hoch anerkennen. Der Schuldenstand beträgt aber immer noch 320 Milliarden Euro. Wenn man dem gegenüberstellt, dass das griechische Volk seinem eigenen Staat noch 120 Milliarden Euro schuldet, muss man sich schon fragen, ob hier die richtigen Maßnahmen ergriffen wurden. Aus Sicht von Volkswirten und Finanzexperten sicherlich. Aber trifft das auch zu, wenn es um Staatsverständnis und soziales Verhalten der Griechen geht?
Finanzhilfen zu erbitten und gleichzeitig eigene Sozialleistungen und Steuern nicht in vollem Umfang zu erbringen, ist schon sehr fragwürdig. Das Geld, das nach Griechenland geflossen ist, fehlt dort, wo es herkommt. Wir haben bei uns massive Infrastrukturprobleme, zu wenige Kindergartenplätze, wir bezahlen unseren Beschäftigten in Sozialberufen viel zu wenig, wir haben eine Bundeswehr, die schlecht ausgestattet ist. Ich bitte die Griechen darüber einmal nachzudenken. Als erste wichtige Schritte müssen Korruption und Vetternwirtschaft ausgetrocknet werden. Wenn das griechische Volk erkennt, dass Steuern und Sozialleistungen wieder indirekt an sie zurückfließen, funktioniert der Kreislauf der griechischen Volkswirtschaft wieder.
Reinhard Deutsch
Bruckmühl