Zum Leserbrief „Heiße Debatte“ von Jakob Gerhard:
Der misogyne Text von Jakob Gerhard ist ein Beleg für die Angst eines weißen Mannes, seine patriarchale Vormachtstellung durch die Gleichberechtigung zu verlieren. Er beschwört Biologismen und Essentialismen (Frauen = emotional, Männer = rational) und propagiert ein völlig überholtes und ideologisch geprägtes Frauen- und Männerbild. Herr Gerhard kritisiert die „suboptimale Kompetenz“ von „Frauen, die derzeit national und international politische Macht innehaben.“ Hier genügt ein Blick in die USA, die Türkei oder nach Ungarn, um die „suboptimale Kompetenz“ männlicher Machtausübung zu validieren. Der Brief ist Ausdruck eines grundlegenden Unverständnisses der Debatte. Es geht nicht nur darum, qualifizierten Frauen, die Karriere machen wollen, weil sie es natürlich können, den Zugang zu Führungspositionen zu erleichtern (und sie selbstverständlich gleich zu entlohnen). Gegen Formen struktureller Diskriminierung vorzugehen, ist ein wichtiger Aspekt innerhalb der Debatte. Es geht aber um mehr, nämlich um einen grundlegenden Wandel der Geschlechter- und Arbeitsverhältnisse, der weiter voranschreiten wird und das ist gut für beide Geschlechter. Es gibt Männer, die gerne länger in Elternzeit gehen würden. Wir brauchen dringend mehr männliches Personal auch in den sozialen Berufen, zum Beispiel in den Grundschulen. Gleichberechtigung bedeutet, dass beide Geschlechter sich in einer liberalen und pluralistischen Gesellschaft frei nach ihren Fähigkeiten und Wünschen entfalten können. Davon profitieren am Ende beide Positionen. Wann sehen das auch Männer, wie Jakob Gerhard ein?!
Julia Austermann
Stephanskirchen