Zur Diskussion um den Brenner-Nordzulauf (Regionalteil):
Fast alle in unserer Region sind sich einig, dass die weiteren Planungen für eine Neubaustrecke zum Brenner-Nordzulauf erst dann weitergeführt werden dürfen, wenn der Bedarf nachvollziehbar nachgewiesen wird und wenn der Nutzen die Kosten deutlich überwiegt. Dies sind übrigens eigentlich auch die Grundvoraussetzungen des Bundesverkehrswegeplans. Eine dritte Voraussetzung wurde bisher leider kaum diskutiert: Der Brenner-Nordzulauf und der Brenner-Südzulauf müssen vergleichbare Kapazitäten haben. Davon sind wir aber weit entfernt. Aus dem offiziellen Planungsdokument „Scan Med Corridor Alpenraum“ geht hervor, dass der Brennerbasistunnel selbst eine Länge von 55 Kilometern hat, die auf der Alpensüdseite zwischen Franzensfeste und Verona geplanten vier Tunnel aber eine Gesamtlänge von 67 Kilometern haben. Wörtlich heißt es dazu bei drei der vier Tunnelabschnitte „bei entsprechender Verfügbarkeit finanzieller Mittel“. Bei der allgemein bekannten finanziellen Situation des italienischen Staates und der italienischen Staatsbahnen erscheint es weitgehend unvorstellbar, dass in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in Italien Tunnel finanziert werden, die insgesamt mehr als 20 Prozent länger sind als der Brennerbasistunnel. Bevor die Realisierung des Brenner-Südzulaufs nicht gesichert ist, müssen Planungen zum Brenner-Nordzulauf eingestellt werden, weil man nicht weiter Steuergelder verschwenden darf.
Professor Dr. Roland Feindor
Rosenheim