„Grippeimpfstoff wird knapp“ (Titelseite) und „Mehr Tote als in den Weltkriegen“ (Blickpunkt-Seite):
Wenn ich den Titel „Grippeimpfstoff ausgegangen“ und den zugehörigen Artikel lese, schwillt mir der Kamm! Die ganze Zeit wird auf allen Kanälen gedröhnt, dass man sich um Gottes Willen gegen Grippe impfen lassen soll, weil man sonst mit 95-prozentiger Gewissheit am Ende des Winters tot ist (leicht übertrieben). Und wenn sich die Leute dann wirklich impfen lassen, geht der Impfstoff aus! Aber das ist das Gleiche wie mit den Elektroautos. Wenn sich plötzlich eine Mehrzahl von Autofahrern für ein Elektrofahrzeug entscheiden würde, wäre das Stromnetz schnell am Boden – Kapazitäten, die einen entsprechenden Bedarf abdecken könnten, sind auf Jahrzehnte nicht in Sicht. Aber egal, um welches Thema es geht: immer schön auf Hysterie fahren, das Volk in Aufregung versetzen, den kollektiven Adrenalinpegel ja nicht absinken lassen. Es gab Zeiten, da wurden wichtige Themen noch mit Augenmaß und Realitätssinn angegangen – lange vorbei…
Manfred Altmann
Rosenheim
Nach dem Lesen der genannten Artikel muss man den Eindruck bekommen, ohne Impfung bestehe Gefahr für Leib und Leben und der deutsche Staat sorge nur unzureichend für seine Bürger. Die Cochrane Collaboration ist ein international anerkanntes Netzwerk, das die wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem verbessern will. Es wird in Deutschland durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert. 2009 veröffentlichte Cochrane das Ergebnis zur Wirksamkeit der Grippeschutzimpfung: „Es gibt keinen wie auch immer gearteten Beweis, dass Impfstoffe gegen die saisonale Influenza irgend einen Effekt haben, insbesondere bei Älteren und kleinen Kindern. Kein Beweis für verminderte Krankheitsfälle, Todesfälle und Komplikationen.“ Eine Aktualisierung der Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2014 findet unverändert einen sehr geringen Effekt der Grippeschutzimpfung. Die immer wieder in der Presse kolportierte Zahl von 15000 Influenzatoten pro Saison ist nicht wirklich gut belegt. Es sind nur Schätzungen. Richtig gezählt wurden Grippetote nur 2009/10 während der „Schweinegrippe“, da Meldepflicht galt. In Deutschland wurden damals circa 400 Grippetote gezählt. So viel zum Thema „Mehr Tote als in den Weltkriegen“. Neben der Waffenindustrie boomt in Deutschland vor allem die pharmazeutische Industrie. Dementsprechend groß ist der Druck, den Lobbyisten auf Politiker ausüben. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Grippeschutzimpfung ausdrücklich allen, die in einem medizinischen oder pflegerischen Beruf arbeiten. Einer Umfrage zufolge lassen sich jedoch nur zwei von zehn Menschen dieser Berufsgruppe gegen Influenza impfen. Ist das medizinische Personal nur „impfmüde“ oder handelt es bewusst? Was vielen nicht bekannt ist, dass es keine staatliche Entschädigung für Impfschäden gibt, falls Geimpfte nicht zur Risikogruppe gehören.
Florian Hauch
Rosenheim