Zur Berichterstattung über den Arbeitskräfte-Mangel im Wirtschaftsteil:
Dass man gerne die Auswahl aus mehreren Möglichkeiten hat, das ist in unserer Konsumwelt Standard geworden. Weil das so ist, haben Firmen diesen Anspruch auch für sich entdeckt, was die Mitarbeiter angeht. Sie möchten gerne unter vielen Bewerbern wählen können. Das wird freilich zunehmend schwieriger. Weil es aber aufwendiger ist, neue Mitarbeiter selber für den Job fit zu machen, schreien sie nun durchs Land: „Arbeitskräfte-Mangel“. In Wirklichkeit jammern sie über zu wenige Auswahlmöglichkeiten. Natürlich gibt es Mängel in Pflege- und Erziehungsberufen. Aber darauf zielen diese „Nehmer von Arbeitskraft“ – der Begriff „Arbeitgeber“ ist ebenso falsch wie die Absicht, die hinter der Wortdrehung aus den 60er-Jahren steckt – keineswegs ab. Geschickte Wortklauber haben (weil Geben seliger ist als Nehmen) die Begriffe von Geben und Nehmen auf den Kopf gestellt. Dass bei diesem angestrebten System weniger Menschen die Chance auf berufliches Vorwärtskommen haben, lässt diese Unternehmen kalt. Weil diesen die ursprünglichen Ziele der sozialen Marktwirtschaft so fern sind wie die Galaxis Andromeda.
Theo Auer
Rosenheim