München – Die Botschaft von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) war klar, als er am Donnerstag vor die Kameras trat: Ärzte sollten lieber einmal zu viel auf den neuen SARS-CoV-2-Erreger testen als zu wenig. Doch dass der Weg zum Corona-Test gar nicht so leicht ist, zeigen zwei Fälle aus der Region.
Fall 1: Eine 56-jährige Frau aus dem südlichen Landkreis München arbeitet in einer Tierarztpraxis, in der kurz nach Bekanntwerden der ersten Fälle in Bayern eine Webasto-Mitarbeiterin mit ihren kranken Sohn im Wartezimmer saß. „Damals habe ich mir nicht viel dabei gedacht“, sagt die 56-Jährige. Doch als sie erfuhr, dass man auch ohne Symptome Träger des Virus sein kann, wollte sie sich sicherheitshalber testen lassen. „Schließlich habe ich meine 76-jährige Mutter mit der Lungenkrankheit COPD und Asthma zu Hause.“
Aber dann begann die Ochsentour. Sie rief zunächst beim ärztlichen Bereitschaftsdienst an. „Als ich Webasto erwähnt habe, schrillten die Alarmglocken.“ Sie bekam einen Rückruf, allerdings mit dem Hinweis, dass seit Kurzem alle Corona-Fragen über die zentrale Hotline des Landesamts für Gesundheit (LGL) laufen müssten. „Dort antwortete nur der Anrufbeantworter, weil ich außerhalb der Geschäftszeiten von 8 bis 16 Uhr angerufen habe“, berichtet die 56-Jährige. Sie versuchte es nochmal beim Bereitschaftsdienst, wo man ihr empfahl, am nächsten Tag den Hausarzt zu kontaktieren. Dort wiederum hieß es: „Die Tests machen wir nicht.“ Wieder erhielt sie drei Kontakte, diesmal zum Münchner Tropeninstitut, zur München Klinik Schwabing und zum Münchner Tropenmediziner Dr. Frühwein. „Und da soll ich jetzt hinfahren“, dachte sich die Frau, „und mich am Ende noch anstecken?“ Sie versuchte es noch mehrere Male bei der Hotline des LGL, kam aber nicht durch. Nun hat sie ernüchtert aufgegeben. „Ich finde es verantwortungslos, dass einem das so schwer gemacht wird.“
Ähnlich ging es einem 25-jährigen Dachauer, der zeitgleich mit einem Baden-Württemberger Corona-Patienten in Neu-Ulm im Kino war. Er sei zwar in einem anderen Saal gewesen, mache sich jetzt wegen einer Erkältung aber trotzdem Sorgen. Doch seine Versuche, einen Corona-Schnelltest zu bekommen – sind allesamt gescheitert. „selbst als ich anbot, den Test aus eigener Tasche zu bezahlen, wurde ich abgewimmelt“, sagt er. Dabei habe er nur das getan, was die Behörden empfehlen, nämlich beim Gesundheitsamt anzurufen. Eine Ärztin habe zurückgerufen und abgewiegelt. Auch im Krankenhaus habe man ihn wieder heimgeschickt. Sein Eindruck: „Bayerns Behörden wirken auf mich unvorbereitet und dilettantisch im Umgang mit dieser Epidemie.“ dg/kr
Die Corona-Hotline
des Landesamts für Gesundheit: 0 91 31/68 08 51 01