„Ich hoffe so von Herzen, Sebastian Kurz, dass sie triumphal zurückkommen werden“, lässt sich Schauspielerin Christiane Hörbiger in einem Wahlkampf-Video vor den Karren der konservativen ÖVP spannen. Damit könnte die 80-jährige Grande Dame des deutschsprachigen Fernsehens recht haben. Einen Monat vor der Parlamentswahl in Österreich liegt der durch ein Misstrauensvotum der Opposition aus dem Amt gedrängte Ex-Kanzler weit vorne.
Die rechte FPÖ möchte mit ihrem designierten Parteichef Norbert Hofer unbedingt weiter mit der ÖVP regieren. Klartext spricht der gelernte Flugzeugtechniker, der 2016 in der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl mit 35,1 Prozent das historisch beste FPÖ-Ergebnis auf Bundesebene einfuhr, auch beim Wahlziel: „Das Ziel ist, über die 20 Prozent zu kommen.“ Das wäre zwar deutlich weniger als 2017 (26 Prozent), aber angesichts von Ibiza-Gate immer noch achtbar.
Schwer tun sich die Sozialdemokraten. Die seit November 2018 amtierende Parteichefin Pamela Rendi-Wagner wollte die erste Kanzlerin werden. Inzwischen hat Österreich dank Übergangsregierung mit Brigitte Bierlein nicht nur eine Kanzlerin – und die SPÖ einen Slogan weniger. Die 48-Jährige kriegt auch noch parteiinternen Gegenwind und kommt nicht authentisch an.
Die Grünen schwimmen auch in Österreich durch die Klimadebatte auf der Aufmerksamkeitswelle. Spitzenkandidat und Parteichef Werner Kogler kann sich sowohl mit der Rolle als Oppositions- als auch als Regierungspartei anfreunden. Für etwaige Klima-Tricks anderer Parteien werde er sich aber nicht hergeben. „Dann wird es wohl eher die Opposition sein.“ Das ist nicht ausgemacht. Auf Länderebene gibt es reichlich und durchaus positive Erfahrungen mit schwarz-grünen Bündnissen. „Selbst in der Migrationsfrage könnten sich die beiden einig werden“, glaubt Politikberater Thomas Hofer.
Inhaltlich nahe beieinander sind ÖVP und die liberalen Neos. Die Neos – Parteifarbe pink – nehmen für sich in Anspruch, auf die komplexen Probleme auch komplexe Antworten zu haben. „Drei-Wort-Sätze schaffen wir nie“, heißt es in der Partei. Der eigene Gestaltungswille sei zwar da und mit der sehr präsenten Parteichefin Beate Meinl-Reisinger ein politisches Kaliber am Start, aber in die Rolle als ÖVP-Juniorpartner werde man sich gegebenenfalls nur nach äußerst reiflicher Überlegung begeben. dpa