München – Erst seit April ist James Bridenstine Chef der NASA, der Raumfahrtbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika. Aber der 44-Jährige klingt entschlossen. „Es ist wichtig, dass wir so schnell wie möglich zum Mond zurückkehren“, sagte Bridenstine im Februar vor Journalisten. Und: „Dieses Mal, wenn wir zum Mond fliegen, werden wir bleiben.“
Jahrzehntelang war es ruhig um den Mond. Nun herrscht wieder Aufbruchstimmung. Großkonzerne und Start-ups wollen am „New Space“ teilhaben – der stark wachsenden privaten Raumfahrtindustrie. „Wir sind gerne bei einer internationalen Mondmission dabei“, sagt auch Thomas Jarzombek (CDU), Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. Gerne dabei wären viele – Russland, China, Indien, Israel, Japan oder Südkorea. Einzig ernsthafter Konkurrent für die USA bei einer bemannten Mondlandung scheint China zu sein. Dass die Chinesen als erste eine Raumstation oder gar eine Mondsiedlung errichten könnten – allein der Gedanke daran dürfte US-Präsident Donald Trump Qualen bereiten. „Für Trump ist die Raumfahrt eine Demonstration amerikanischer Macht“, erklärt Xavier Pasco, Direktor der Stiftung für strategische Forschung in Paris. Die USA werden Partner benötigen, die Europäische Weltraumorganisation ESA hofft, ein wichtiger zu werden. So arbeitet Airbus im Auftrag der ESA bereits am „European Service Module“ (ESM). Das ESM soll der Antrieb für das NASA-Raumschiff „Orion“ werden.
Die NASA sieht den Mond als Zwischenstation zum Mars. Denn außer Ruhm gibt es auf dem Mond nicht viel zu ernten. Die USA planen ein „Gateway“ – eine Raumstation, die um den Erdtrabanten kreisen soll. Und im Idealfall eine Mondsiedlung, die mittelfristig als Tor zum Mars dienen könnte.
Am Europäischen Astronautenzentrum (EAC) der ESA zwischen Bonn und Köln arbeitet man schon an der Vision vom „Moon Village“. Im kommenden Jahr soll in der sogenannten Luna-Halle ein Stück möglichst naturgetreuer Mond entstehen. „Die Halle wird ungefähr so groß wie eine Basketball-Halle“, sagt EAC-Sprecher Marco Trovatello – etwa 25 auf 50 Meter. Das ist nicht groß, aber ausreichend, damit Astronauten das Leben auf dem Mond üben können. Tonnenweise Material aus der Eiffel wird herangekarrt, das dem Mondstaub am nächsten kommt. Die Lichtverhältnisse sollen nachgeahmt, die Mondgravitation über sogenannte „Gravity offload“-Systeme, eine Art Seilsystem, simuliert werden, Astronauten schweben also marionettengleich durch die Halle.
Auch ein Konzept für die Mondstation soll hier entstehen. Die ESA will die Station wegen drohender Mikrometeoriten großteils unterirdisch planen. „Es gibt dort keine Atmosphäre, weshalb die Wahrscheinlichkeit von Einschlägen höher ist“, erläutert Trovatello. „Es soll eine langfristige lunare Exploration ermöglicht und die Voraussetzungen geschaffen werden, vom Mond aus weiter ins All vorzudringen.“Sogar die Herstellung von Raketentreibstoff auf Wasserstoffbasis direkt auf dem Mond hält die ESA für möglich. Man will die wenigen Mondressourcen nutzen. Trovatello hält ein „Moon Village“, in dem Forscher leben, bis Mitte der 2020er-Jahre für machbar. „Wenn wir am Mond Technologien erproben können, hilft uns das für alle weiteren zukünftigen Schritte hinaus ins Sonnensystem“, erklärt Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Bedeutung einer Mondstation.
Russland scheinen die finanziellen Mittel für eine eigene Mission zu fehlen, auch der US-Kongress sträubt sich noch, mehr Geld zu bewilligen. Die Bundesregierung hat heuer 285 Millionen Euro für das Nationale Weltraumprogramm reserviert. Dazu kommen laut Wirtschaftsministerium 857 Millionen für die ESA und gut 500 Millionen für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Der Bundesverband der Industrie fordert, Deutschland solle noch mehr in den „Zukunftsmarkt Weltraum“ investieren. Dass sich im All bald Geld verdienen lässt, glauben aber selbst Experten nicht. „Das macht man aus ideellen oder Prestigegründen“, sagt Marco Fuchs, Chef des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB. Ums Prestige ging es schon vor 50 Jahren.