Stillstand selbst auf kleinsten Schleichwegen

von Redaktion

Gemeinden entlang der A 10 begrüßen die Abfahrverbote – Wirte-Vertreter sorgen sich um Umsatz

München – An den Pfingstsamstag denkt Thomas Freylinger nur ungern zurück. Über Stunden ging gar nichts mehr vorwärts in seinem Ort, sagt der Bürgermeister von Kuchl. Nicht auf der Bundesstraße 159, nicht mal mehr auf den kleinsten Schleichwegen auf der anderen Seite der Salzach. Der Verkehr in der 8000-Einwohner-Gemeinde zwischen Hallein und Golling sei phasenweise komplett zum Erliegen gekommen.

Dass Urlauber nun an den Reise-Wochenenden im Sommer nicht mehr von der Tauernautobahn abfahren dürfen, hält Freylinger für „absolut notwendig“. Gerade auf den Gemeindestraßen sei an Pfingsten bei einem Notfall für Rettungsfahrzeuge kein Durchkommen mehr gewesen. „Die Menschen sprechen mich an, und ich weiß auch aus eigenem Erleben, was es heißt, wenn man am Samstag nicht mal zum Einkaufen fahren kann.“ Die Lösung, die das Land Salzburg jetzt ins Auge gefasst hat, findet Freylinger gut. Nur wenn es auf den Nebenstraßen wirklich voll wird, soll die Polizei konsequent eingreifen. „Wir als Gemeinde werden uns eng mit dem Staumanagement und der Polizei abstimmen.“

Auch Manfred Sampl unterstützt die angekündigten Maßnahmen. Er ist Bürgermeister in St. Michael, der südlichsten Gemeinde im von den Verboten betroffenen Abschnitt, und Sprecher der Gemeinden im Lungau. „Es ist richtig, dass der Durchgangsverkehr auf der Autobahn bleiben soll“, sagt er. „Dafür wurde sie ja gebaut.“ Man habe in seiner Region mit den zusätzlichen Röhren für Tauern- und Katschbergtunnel die Hausaufgaben gemacht und alles dafür getan, dass der Verkehr möglichst gut fließt. Wenn es jetzt an wenigen Tagen im Jahr doch noch hake, seien Maßnahmen wie die jetzt angekündigte vertretbar, erklärt er.

Über die Abfahrverbote habe man jahrelang geredet, sagt Thomas Oberreiter. Dass sie nun kommen, begrüßt der Bürgermeister von Flachau. „Wer von der Autobahn abfährt, weil Stau ist, spart in der Regel sowieso keine Zeit. Aber die Orte müssen es aushalten.“ Er hat allerdings Zweifel an der Wirksamkeit der Maßnahmen. „Wie will man das wirklich kontrollieren, ob jemand abfährt, weil er in einen Ort an der Autobahn will, oder ob er nur eine Ausweichroute sucht?“

An einen Schaden für die eigenen Gemeinden durch die Verbote glauben die Bürgermeister nicht. Sie wollen sich den Befürchtungen nicht anschließen, die Wirte-Vertreter äußern. Albert Ebner, Obmann für Tourismus des Landes Salzburg, glaubt, dass gerade Restaurants Einbußen erfahren werden, wenn der Durchgangsverkehr ausgesperrt wird.

„Es wird die Wirte, die keine Übernachtungsbetriebe haben, auf jeden Fall treffen. Wie stark, werden wir sehen“, sagt Ebner. „Wir sind in Salzburg halt ein Transitland.“ Ob der Durchgangsverkehr oder die Sperrungen aus Sicht der Gemeinden das größere Übel sind, könne man schwer sagen. STEFAN REICH

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