Hamburg – Es ist ihr 12. Parteitag. Aber so was hat die Delegierte Maria Junge noch nicht erlebt. „Es war eine völlig neue Dimension.“ 1001 Delegierte, mehr als 1000 Gäste, 1700 Medienvertreter. Beeindruckend, sagt sie.
Und auch das Vorspiel war diesmal zwei bis drei Nummern größer. Auf acht Regionalkonferenzen präsentierten sich die drei Vorsitz-Kandidaten: Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn und Friedrich Merz. Eine echte Wahl. Seit Helmut Kohl 1971 gegen Rainer Barzel antrat, hat es das nicht mehr gegeben. 47 Jahre. Historisch.
Kein Wunder, dass die CDU vibriert. Noch am Freitagmorgen hat Junge die letzten WhatsApp-Nachrichten von Parteifreunden bekommen. Tenor: „Wähl bloß richtig.“ Junge ist für die CDU Paderborn hier, NRW. Gleich zwei Kandidaten kommen also aus ihrem Landesverband: Merz und Spahn. Aber auch Kramp-Karrenbauer gefällt ihr, sagt sie.
Plötzlich platzt Jens Spahn ins Gespräch. Er will die Paderborner Delegierten begrüßen. Man kennt sich. Hände werden geschüttelt. Witzchen gerissen. Einer war auf dem Jakobsweg. „Wärst du mal besser um Paderborn gelaufen“, sagt Spahn. Lachen.
„Spahn hat noch Zeit“, sagt Junge, nachdem er weg ist. Der „Bild am Sonntag“ hat sie das aber lieber nicht sagen wollen, als das Blatt vor dem Parteitag angefragt hat. „Da weiß man nie, was die daraus machen“, sagt Junge.
Auch Philipp Hess, Kreisverband Main-Tauber, erzählt, er habe der „BamS“ am Telefon gesagt, dass er nichts sagen will. Geschrieben hätte das Blatt dann, er schwanke zwischen AKK und Merz. „Aber ich sehe das locker.“ Auf jeden Fall zeige die Geschichte, wie besonders diesmal alles sei. „Ich kann mich nicht erinnern, das schon mal jemand wissen wollte, wie ich abstimme“, sagt Hess.
„Vorher gab es aber auch nie eine wirkliche Wahl“, sagt Daniel Kaszanics. Er betreut die 23 Vertreter aus Oldenburg. Nicht nur von der Presse, auch aus der Partei sei einiges auf die Delegierten eingeprasselt, sagt er. „Die Mittelstandsvereinigung hat sehr aktiv für Friedrich Merz geworben, die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft für Annegret Kramp-Karrenbauer“, sagt Kaszanics. Auf allen Kanälen. SEBASTIAN HORSCH