Nach der Wahl ist vor der Wanderung

von Redaktion

Fünf leichte Touren, die Sie nach dem Urnengang – oder schon am Samstag – machen können

1. Hochlandhütte

Bei Einheimischen und Ausflüglern ist die Hochlandhütte bei Wallgau im Kreis Garmisch-Partenkirchen für eine bestimmte Spezialität bekannt: Hober. „Wir hobeln gekochte Kartoffeln und braten sie mit Mehl knusprig“, erklärt Wirt Stefan Müller. „Ein typisches Gericht im Alpenraum. Aber weil es vielen zu aufwendig ist, bietet es außer uns keiner an.“

Wer zur Hütte wandert, sollte außerdem das viereinhalb Meter hohe Holzkreuz anschauen. Dahinter steckt eine außergewöhnliche Geschichte: Mitten im Winter kämpfte sich Müller durch den Schnee zur Hütte. Ein Sturm war vor wenigen Tagen durch das Karwendel gefegt. Der Wirt befürchtete Schäden an der Hütte. Dort angelangt stellte er schnell fest: Das Kruzifix ist weg.

Seit ziemlich genau 100 Jahren stand es nur wenige Meter von der Hütte entfernt. „Das Holz war unten schon morsch und hat den starken Winden nicht mehr standgehalten. Es brach ab, die Jesus-Figur verlor unter anderem einen Arm“, erklärt Stefan Müller. Kurzerhand brachte er die große Figur in die Hütte, um sie vor Schnee zu schützen. Und bereits mit einem klaren Vorhaben vor Augen: Bei besserem Wetter sollte die Figur ins Tal getragen und restauriert werden. Denn für Müller ist klar: „Das Kreuz gehört einfach zur Hütte dazu.“

Einen Monat später war es so weit. Mit seinem Sohn Martin (17) befestigte Müller die 35 Kilo schwere Figur auf einer Kraxe und stieg mit ihr durch den hohen Schnee ab. Beim Tragen wechselten sich Vater und Sohn ab. Anstrengend sei das schon gewesen, aber „es dauert halt so lang, wie es dauert“, meint Müller gelassen. Während Fachleute die Figur restaurierten, baute Müller ein neues Kreuz.

Immerhin musste die Wirtsfamilie es nicht wieder zu Fuß auf den Berg schleppen: Ein Helikopter, der die Hochlandhütte im Sommer mit Lebensmitteln versorgt, übernahm den Transport. Im August wurde das Kruzifix gesegnet, Alphornbläser spielten und viele Wanderer kamen zur Einweihungsfeier. Das neue Kreuz hat einen entscheidenden Vorteil, findet Müller: „Es ist von der Hütte aus zu sehen. Wir haben es zwei Meter versetzt vom vorherigen Kreuz aufgestellt, weil das von Bäumen verdeckt wurde.“

Zur Hütte auf 1630 Metern geht man circa zwei Stunden. Mehrere Wege stehen zur Wahl. Im Herbst empfiehlt Müller die längere Tour über die Rehbergalm. „Man hat einen tollen Blick in die Berge und geht einen Großteil der Strecke in schönstem Sonnenschein – wenn das Wetter stimmt.“ Bis zu 22 Grad werden es am Wochenende in München und im Umland.

Der Parkplatz ist direkt unterhalb des Berges, in Mittenwald bei den Kasernen. Weitere Wege starten am Parkplatz der Karwendelbahn. Auch für Kinder sind die Wanderungen gut machbar. Am Sonntag, 14. Oktober, öffnet die Hochlandhütte heuer zum letzten Mal. In der Wintersaison ist sie geschlossen. Nur manchmal wandert Stefan Müller trotzdem hinauf. Um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Und das Kreuz noch steht. ELENA SIEGL

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