4 Fragen aN

„Im Kloster ging es nicht nur um harte Arbeit“

von Redaktion

Johanna Eder leitet die Kunstvermittlung am Diözesanmuseum Freising. Im ehemaligen Ursulinenkloster in Landshut betreut sie Ausstellungen und entwickelt Begleitprogramme und Workshops.

Im Ursulinenkloster bieten Sie „Afterwork-Führungen“ an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Anlässlich des 350-jährigen Bestehens des Klosters zeigt das Diözesanmuseum Freising die Ausstellung „Zugeneigt – Leben, Lernen, Glauben im Ursulinenkloster Landshut“. Berufstätige können am frühen Abend unter dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ zusammenkommen, um an einer Führung teilzunehmen. Im Anschluss gibt es einen Umtrunk in der Klosterküche. Damit wollen wir auch zeigen, dass es im Kloster nicht nur um strenge Regeln und harte Arbeit ging. Die Schwestern haben dort auch ihre Rekreation genossen.

In einem Workshop geht es um das Gestalten von „Reisealtaren in der Streichholzschachtel“. Sind die Teilnehmer besonders fromm?

Der Workshop mit der Illustratorin Elena Buono nimmt Bezug zur Ausstellung. Im Kloster gibt es ein besonders verehrtes Gnadenbild: „Mutter mit dem geneigten Haupt“. Die Idee war, etwas, was man gerne bei sich haben möchte, in eine kleine Schachtel zu verpacken und zu dekorieren. Es ist nicht unbedingt das fromme Stammpublikum, das an solchen Kursen teilnimmt, sondern auch Kulturinteressierte, ehemalige Schülerinnen der Ursulinen-Realschule oder Leute, die durch Zufall auf das Programm gestoßen sind. Wir arbeiten kultur- und religionspädagogisch.

Glauben Sie, dass die heutige Nutzung im Sinne der Ordensschwestern wäre?

Absolut. Ehemalige Bewohnerinnen des Klosters führen auch selbst durch die Ausstellung. Letztendlich geht es beim Leben im Kloster um den Geist der Nächstenliebe und der Zugewandtheit. Dieser Geist kennt keine Grenzen.

Liegt in solchen Veranstaltungen die Zukunft der Klöster?

Dass die klösterliche Gotteshingabe abnimmt, ist ein Phänomen unserer Zeit. Jeder Orden muss für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht. Ich denke, dass die Öffnung zur Welt eine gute Möglichkeit ist, um Menschen zu erreichen und Werte weiterzugeben.

Interview: Marion Neumann

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