Wilde Zeiten im E-Garten

von Redaktion

Haschisch und gepflegtes Gammeln

Lange Haare, Haschisch in den Taschen, wilde Partynächte und viel Freiheit: Der Monopteros im Englischen Garten war schon Ende der Sechziger und in den wilden Siebzigern ein Ort für Unangepasste. Die Wiese unterhalb galt als Deutschlands berühmtestes Gammlerparadies. Münchens Bürger mussten Toleranz beweisen. Denn selbst der damalige Polizeipräsident Manfred Schreiber war ratlos. „Dreck allein ist aber noch kein Strafbestand“, sagte er. „Die Polizei ist nicht dazu da, dreckige Gammler zu waschen.“ Weitestgehend friedlich feierten die Aussteiger aus aller Welt damals das schöne Nichtstun.

In Flower-Power-Zeiten etablierte sich München als Hippie-Metropole. Erschüttert wurde die Stadt allerdings am 20. Juni 1962. An dem heißen Sommerabend musizieren fünf junge Leute im Englischen Garten. Die Polizei schickt die Gruppe aus dem Park, sie zieht ein paar Häuser weiter an den Wedekindplatz. Bald feiern ein paar hundert Passanten die Musizierenden. Anwohner fühlen sich belästigt und rufen die Polizei. Das „kleine Überfallkommando“ rückt an, die Lage eskaliert. In der nächsten Nacht löst die Polizei eine Ansammlung um Musiker im Englischen Garten auf – direkte Ruhestörung liegt nicht vor, die jungen Leute fühlen sich provoziert. Insgesamt fünf Tage lang kommt es zu Ausschreitungen zwischen Polizei und Jugendlichen, die als „Schwabinger Krawalle“ in die Geschichte eingehen.

Von der Freiheit, die durch den Englischen Garten weht, war ursprünglich rein gar nichts zu spüren. Geplant war die Anlage als Militärgarten für Soldaten. Der pfälzisch-bayerische Kurfürst Karl Theodor beauftragt den Reichsgrafen Rumford. Dieser beginnt im Sommer 1789 mit seinen Soldaten, die Wildlandschaft zu zähmen und in fruchtbares Land zu verwandeln. Doch die Soldaten sind unmotiviert, die Arbeit ist hart. Die Luft riecht nach Revolte, in Frankreich tobt der Kampf gegen den Absolutismus. Als Rumford nicht weiterkommt, hat er die Idee, in München den ersten Volksgarten Europas zu etablieren. Der Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell gestaltet den Park. Vorbild ist der naturnahe Gartenstil aus England. Die Bevölkerung ist begeistert und tauft den „Theodorspark“, wie er ursprünglich heißt, um in Englischer Garten. Der Monopteros wird 1836 fertiggestellt.  ada

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