Albert Bauer, Leiter der Polizeiinspektion Ismaning, war der Vorgesetzte von Opfer Jessica Lohse.
Waren Sie gestern beim Prozessauftakt dabei?
Leider konnte ich nicht persönlich dabei sein. Aber ich beobachte den Prozess aufmerksam.
Wie geht es Ihnen und Ihren Kollegen heute?
Wir haben den Vorfall so gut wie möglich verarbeitet und kümmern uns um die Sicherheit in Unterföhring und Ismaning.
Wie haben Sie den 13. Juni 2017 erlebt?
Ich war zu dem Zeitpunkt im Büro und habe mitbekommen, dass es eine Schießerei in Unterföhring gegeben hat. Natürlich steigt das Adrenalin und man fährt sofort los. Auf der Fahrt habe ich erst erfahren, dass eine Kollegin angeschossen wurde.
Haben Sie persönlich Kontakt zu Jessica Lohse?
Wir sind im ständigen Kontakt mit den Eltern und informieren die Kollegen dauernd über ihren Gesundheitszustand. Ich habe Frau Lohse auch schon selbst in der Rehaklinik in Sachsen besucht.
Wie verarbeitet man so einen tragischen Fall?
Wir haben uns sehr viel untereinander über unsere Erlebnisse am Tattag ausgetauscht. Reden hilft. Unterstützung haben wir auch durch ein Kriseninterventionsteam bekommen und vom zentralen polizeipsychologischen Dienst.
Wie geht es dem Kollegen, mit dessen Schusswaffe der Täter um sich geschossen hat?
Auch er hat es so gut wie möglich verarbeitet und fährt wieder Streife.
Kann man so einen Vorfall je vergessen?
Nein. Aber das normale Leben und die Arbeit müssen weitergehen.
Wird man in der Ausbildung vorbereitet?
Man weiß, dass man als Polizist mit gefährlichen Situationen konfrontiert sein kann, und wird so gut es geht mit Einsatztrainings darauf vorbereitet.
Gehen Sie heute anders in Einsätze?
Nein. Aber das Thema Eigensicherung wird bei uns seit jeher großgeschrieben: Dass man aufpasst auf sich und auf seine Kollegen.
Hätte man den Vorfall verhindern können?
Nein. Aus meiner Sicht war der Vorfall unvermeidbar, leider. Die Beamten haben richtig reagiert und waren richtig ausgerüstet.
Interview: Aglaja Adam