Rom – Es ist erst ein paar Jahre her, da machte sich Matteo Salvini alle paar Tage Feinde im italienischen Süden. Der Mailänder schimpfte über den „Gestank“ der Neapolitaner, sagte, die Mentalität der Süditaliener sei Lichtjahre von der der Norditaliener entfernt. Seit er mit seiner Partei Menschen im ganzen Land mobilisieren will, sind nicht mehr die Süditaliener, sondern die Migranten Ziel seiner verbalen Attacken.
Der 44-Jährige unterzog die Anfang der 90er-Jahre gegründete Separatisten-Partei Lega Nord einem grundlegenden Wandel. Nachdem der zweifache Familienvater 2013 Parteichef geworden war, nutzte er die Flüchtlingskrise für seine politischen Ziele und wurde das Gesicht einer landesweiten rechten Bewegung. Vor der Parlamentswahl strich er das identitätsstiftende „Nord“ endgültig aus dem Namen der Partei. Es ist auch Salvinis Verdienst, dass er die Partei von vier Prozent (2013) auf mehr als 17 Prozent hievte.
Statt wie sein Verbündeter im Wahlkampf, Silvio Berlusconi, durch TV-Shows zu ziehen, stand Salvini lieber in Daunenjacke auf den Plätzen des Landes: Nach eigener Aussage hielt er 3000 Kundgebungen ab und legte 15 000 Kilometer zurück. Und auch auf Facebook und Twitter verbreitete er seine radikalen Parolen: Sie reichen von „Invasion stoppen“ bis zu „Niemals die Türkei in Europa“.
Der Blick auf Salvinis politische Freunde verrät, welchen Kurs er sich für Italien wünscht: Er nennt Ungarns umstrittenen Ministerpräsidenten Orban sein Vorbild und freute sich als einer der Ersten über den Erfolg der AfD in Deutschland. Migranten sind für ihn „Kriminelle“, der Islam eine Gefahr. Roma-Angehörige wollte er „mit dem Bagger“ aus deren Siedlungen vertreiben. Lena Klimkeit