Rom – Wie der Spitzenkandidat einer Protestpartei sieht er eigentlich nicht aus: Adretter Anzug und Krawatte, weiße Zähne, schwarzes Haar. Der Chef der Fünf-Sterne-Partei, Luigi Di Maio, wirkt eher wie der perfekte Schwiegersohn. Mit nur 31 Jahren hat er bei der Parlamentswahl in Italien die Sterne zur stärksten Partei gemacht. Er will als jüngster Ministerpräsident in der Geschichte des Landes in den Regierungspalast einziehen. Und das, obwohl viele Wähler ihn für einen Mann mit unklarem Profil hielten.
Di Maio ist das komplette Gegenteil des Parteigründers und Kabarettisten Beppe Grillo. Moderat und nicht auf Krawall gebürstet, so trat er im Wahlkampf auf. „Bei uns ist kein Platz für Leute, die Hassreden, eine rassistische, homophobe oder vorverurteilende Sprache benutzen“, sagte er einmal.
Di Maio hat als Studienabbrecher mit Erfahrungen als Kellner und Steward im Fußballstadion eine typische Sterne-Karriere hingelegt: ungewöhnlich und wenig politisch. Gerne von seinen Gegnern wegen grammatikalischer Fehler hochgenommen, gelang ihm so der Aufstieg in der Anti-Establishment-Partei. Dennoch hielt sich der Vorwurf, dass er nur als Grillos „Marionette“ vorgeschickt wurde und nicht das nötige Gewicht für das Amt eines Partei- und gar Regierungschefs hat.
Vor Unternehmern sagte er, dass die Fünf-Sterne-Bewegung nicht länger „populistisch“ sei. Von einem Referendum über einen Verbleib Italiens in der Eurozone, eigentlich immer Versprechen der Sterne, rückte er ab. Zwar sitzen die Sterne im Europaparlament mit Parteien wie der AfD in einer Fraktion. Di Maio sagte aber, von der AfD sei man „Lichtjahre“ entfernt. Annette Reuther