Katalonien gehört seit gut 500 Jahren zu Spanien. Seitdem kommt es immer wieder zu Konflikten. Besonders tief sitzt bei vielen Katalanen die Erinnerung an die Zeit unter Francos Militärdiktatur. 1939 marschieren dessen faschistische Truppen in Barcelona ein, unterdrücken die katalanische Kultur und Sprache auf brutale Weise. Nach Francos Sturz 1978 erhält Katalonien in Spaniens junger Demokratie wieder Autonomie. Diese Rechte können die wechselnden Regierungen stetig ausbauen. Seit Jahrzehnten ist Katalanisch Unterrichtssprache an Schulen.
Um das Jahr 2010 entsteht dann eine neue Unabhängigkeitsbewegung in der Region. Als Anlass gilt eine Entscheidung von Spaniens höchstem Gericht, das 14 Artikel aus dem 2006 vereinbarten Autonomiestatut streicht. In Barcelona gehen eine Million Menschen auf die Straße; in Madrid fordern Hardliner, katalanische Waren zu boykottieren.
Bei der Regionalwahl 2015 gewinnen die separatistischen Parteien 48 Prozent der Stimmen. Das Regierungsbündnis unter Carles Puigdemont kündigt an, bald die Unabhängigkeit ausrufen zu wollen.
Nach einigem Hin und Her gipfelt die Entwicklung in einem Referendum, das die Regionalregierung am 1. Oktober abhalten lässt – gegen den erklärten Willen der Zentralregierung, die in der Abstimmung einen Verfassungsbruch sieht. Nur knapp die Hälfte der Wahlberechtigten nimmt teil – davon stimmt eine große Mehrheit für die Loslösung. Schon während der Abstimmung kommt es zu Gewalt zwischen Polizisten und Befürwortern des Referendums. Seit Ende Oktober steht die Region Katalonien unter Zwangsverwaltung der Zentralregierung in Madrid – nachdem das Regionalparlament in Barcelona am 27. Oktober einen Unabhängigkeitsbeschluss verabschiedet hat. Rechtliche Grundlage ist der erstmals angewendete Verfassungsartikel 155. mfh/dpa