„Markus Söder hat den stärksten Willen“

von Redaktion

Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber ist überzeugt, dass die neue Doppelspitze die CSU voranbringen wird

München – Kaum jemand kennt die CSU wie Edmund Stoiber. 14 Jahre hat er Bayern regiert, heute ist er als Ratgeber in der Partei gefragt.

-Herr Stoiber, der Machtkampf ist entschieden, die CSU hat künftig eine Doppelspitze. Ein guter Tag für Ihre Partei?

Es ist ein guter Tag für die CSU. Wir beenden die größte Krise, in der sich die Partei jemals befunden hat. In die Zukunft gehen wir nun mit der Doppelspitze Horst Seehofer und Markus Söder. Zwei starke Charaktere, die beide nicht immer bequem sind und einen starken Machtwillen haben. Das gefällt nicht jedem. Aber damit stehen sie in der Tradition der bayerischen Führungspersönlichkeiten seit Franz Josef Strauß.

-Manche sehen in Ihnen einen Mit-Architekten dieser Lösung. Was überzeugt Sie, dass das Gespann Seehofer-Söder es miteinander hinbekommt?

Horst Seehofer und Markus Söder verbindet, dass sie mit Leidenschaft für die CSU und ihre Positionen kämpfen. In diesem gemeinsamen Interesse werden sie zusammenarbeiten. Sie machen künftig das gemeinsam, was Horst Seehofer zuvor alleine gemacht hat. Und entscheidend ist: Es gibt nun einen Wechsel mit der Zustimmung aller. Ich gehe auch aus diesem Grund fest davon aus, dass die Doppelspitze halten wird. Sonst wäre diese Lösung gar nicht zustande gekommen.

-Sie kennen sich selbst gut aus mit schwierigen Doppelspitzen. Auch zwischen dem Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Parteichef Theo Waigel hat es in den 90er-Jahren heftig geknirscht.

Natürlich, und die CSU war mit der Doppelspitze Waigel-Stoiber trotz mancher Debatten im Ergebnis erfolgreich. Aber letztlich ist das immer eine Frage des richtigen Zeitpunkts, der richtigen Situation. Nun steht die CSU vor den meines Erachtens schwierigsten Koalitionsverhandlungen für Deutschland, die sie je zu führen hatte – und ich habe selbst sechs davon miterlebt. Jamaika ist gescheitert, die SPD sucht Orientierung und stellt Forderungen, die sie in einer anderen Ausgangslage nicht gestellt hätte. Gleichzeitig ist es der Anspruch der CSU, einen wichtigen Beitrag zu einer stabilen Bundesregierung zu leisten. Horst Seehofer als CSU-Verhandler an der Spitze ist dabei der Garant, dass nichts gegen die substanziellen Interessen Bayerns beschlossen wird. Deshalb ist die Doppelspitze jetzt genau richtig.

-Manche hätten auch Joachim Herrmann gerne als zweiten Teil dieser Doppelspitze gesehen, warum halten Sie Markus Söder für den Richtigen?

Joachim Herrmann ist ein Aushängeschild der CSU, ein exzellenter Innenminister. Aber ich glaube, Markus Söder ist derjenige, der den stärksten Willen hat, Bayern in die Zukunft zu führen. Gleichzeitig ist er breit aufgestellt. Markus Söder war Europaminister, er war Umweltminister, er ist seit vielen Jahren Finanzminister.

-Trotzdem kommt die Befriedung Ihrer Partei spät. Zudem hat sich die Situation durch die AfD grundlegend verändert. Ist die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl noch ein realistisches Ziel für die CSU?

Die absolute Mehrheit erscheint unter dem Eindruck des Bundestagswahl-Ergebnisses derzeit natürlich sehr weit weg. Aber wir haben noch zehn Monate bis zur Landtagswahl. So negativ es sich eingebrannt haben mag, dass in der CSU so viel gestritten wurde: Ich glaube auch, dass die Wähler und Anhänger der CSU nun aufatmen. Sie wollen wieder diese legendäre Geschlossenheit, die die CSU jahrzehntelang ausgemacht hat. Und nur dann haben wir eine Chance. Es geht nun darum, dieses Land weiterhin an der Spitze zu halten.

-Was ist dazu nötig?

Es braucht neue Impulse zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Da sind die epochalen Herausforderungen der Digitalisierung und Globalisierung. Da sind die vielen Menschen, die das Gefühl haben, dass sich unser Land zu schnell verändert und wir mit der Flüchtlingssituation nicht fertig werden. Die Integration und die Begrenzung der Zuwanderung sind Riesen-Aufgaben, die uns noch lange beschäftigen werden. Ich sehe Markus Söder als einen, der wie Horst Seehofer die Dramatik dieser Herausforderungen voll erkannt hat. Er muss und wird den Menschen wieder das Vertrauen geben, dass wir die Ordnungs- und Gestaltungspartei sind.

Interview: Sebastian Horsch

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