Erwin Nier ist Briefmarken- Experte und Pressesprecher der Deutschen Post in München.
Wie kam die Krüner Kapelle auf die Marke? Im Dorf herrscht Ratlosigkeit.
Bei solchen Sonderbriefmarken kann jeder Bürger Ideen einreichen, aber auch die Deutsche Post hat ein Vorschlagsrecht. Das war bei der Kapelle „Maria Rast“ der Fall. Die endgültige Entscheidung trifft der Programmbeirat in Verbindung mit dem Kunstbeirat beim Bundesfinanzministerium. Beiden hat die winterliche Kapelle gefallen.
Letztes Jahr gab es eine Weihnachtsbriefmarke, die für über 1000 Euro versteigert wurde. Kann man mit Sondermarken reich werden?
Das war letztes Jahr eine Ausnahme. Auf der 70-Cent-Marke war eine Christbaumkugel zu sehen – und in verschiedenen Sprachen stand „Frohe Weihnachten“ drauf. Bei der niederländischen Übersetzung war ein Buchstabendreher drin. Das wurde festgestellt, als die Marke schon gedruckt war. Ehe sie ausgeliefert wurde, konnten alle vernichtet werden, offensichtlich sind jedoch drei oder vier Briefmarken durchgerutscht.
Es lohnt sich also immer, genau auf die Weihnachtsmarke zu schauen?
Ja, das lohnt sich sowieso immer. Aber man kann auch selber einen besonderen Hingucker daraus machen: Wir haben das Produkt „Briefmarke individuell“, da kann jede Firma oder jede Privatperson bestimmen, was auf die eigene Marke soll – das Fimenlogo oder der eigene Tannenbaum. Solange es nichts Anstößiges ist, drucken wir alles drauf.
Wie ist das bei offiziellen Sondermarken – was waren kuriose Ideen?
Es gibt immer mal wieder einen Hasenzüchterverein, der seinen prämierten Belgischen Riesen auf der Briefmarke sehen will. Grundsätzlich gibt es nichts, das es nicht gibt. Eine offizelle Sondermarke zu Weihnachten oder Ostern wird aber eher nicht daraus.
Interview: Stefan Sessler