München – Am Sonntag ist es so weit: Dann beginnt der meteorologische Frühling. Gefühlt ist der aber schon seit Längerem in Bayern aktiv. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) zog nun Bilanz zum vergangenen Winter: Es war so warm, wie nur einmal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Mit rund 240 Sonnenstunden war Bayern das zweitsonnigste Bundesland. Am häufigsten schien die Sonne am Starnberger See mit 345 Stunden. Gleichzeitig war Bayern mit 2,7 Grad aber auch das kühlste Bundesland. Die tiefsten Temperaturen wurden an zwei Tagen im Januar und im Februar in Oberstdorf gemessen – minus 14,7 Grad. Obwohl es in dem beliebten Wintersport-Ort so kalt war, blieb der Schnee aus. An 54 Tagen lag überhaupt kein Schnee. Nur „im Winter 2007/2008 gab es gar keinen Schneedeckentag“, sagte Guido Kugelmann vom DWD. Damals wie heute war das den konstant hohen Temperaturen geschuldet. Auf dem Hohenpeißenberg (Landkreis Weilheim-Schongau) maß der Deutsche Wetterdienst den wärmsten Winter seit Messbeginn im Jahr 1781. Das Thermometer kletterte oft über die 15-Grad-Marke. Kurz vor Weihnachten wurden sogar 20,2 Grad gemessen.
Statt Schnee gab es heuer sehr starke Regenfälle. In Bayern waren es etwa 220 Liter pro Quadratmeter. Im Allgäu ließen sie sogar die Iller und ihre Nebenflüsse übertreten. Deutschlandweit gesehen fiel im Schwarzwald mit 810 Liter pro Quadratmeter am meisten Regen.
Der DWD hat rund 2000 Messstationen bundesweit ausgewertet. Für ganz Deutschland ergibt sich eine ähnliche Bilanz. Schuld war die sogenannte Südwestströmung, die extrem mild war. „Sie sorgte in Deutschland vielerorts für einen Totalausfall des Winters“, teilten die Meteorologen mit. Im Schnitt war dieser Winter mit 4,1 Grad zwar deutlich wärmer, er übertraf aber nicht den bislang wärmsten Winter im Jahr 2006/2007. Da lag der Wert bei 4,4 Grad. In den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin jedoch war es der wärmste Winter seit 1881. Es wurden 185 Sonnenstunden verzeichnet. Damit wurde das langjährige Mittel von 153 Stunden deutlich übertroffen.
Der Februar war von vielen Stürmen geprägt. Zahlreiche Tiefdruckgebiete zogen vom Atlantik über Europa hinweg. Erst war es „Petra“, dann „Sabine“, gefolgt von „Yulia“ und nun „Bianca“. Durch starke Orkanböen wurden Bahnstrecken und Straßen lahmgelegt, Kindergärten und Schulen blieben geschlossen. Die Deutsche Bahn stellte teilweise den kompletten Regionalverkehr ein. An der Wetterstation München hat der DWD diesen Winter an 18 Tagen Stürme mit Windstärke acht und mehr gemessen. Laut Kugelmann waren es nur vor 18 Jahren mehr – nämlich 22 Tage.
LEYLA YILDIZ