Nur zwei Kerzen auf der Torte? Obwohl Anna schon acht ist, feiert sie erst zum zweiten Mal Geburtstag. Kein Schaltjahrkind dürfte das lustig finden. So manche ältere Dame dagegen wird es vermutlich wunderbar finden, wenn sie heute, 72 Jahre nach ihrer Geburt, übermütige 18 und damit endlich volljährig ist.
Nicht selten versuchen werdende Mütter die Ankunft des neuen Erdenbürgers ein bisschen zu beschleunigen – oder zu verzögern –, wenn im Mutterpass als Geburtstagsdatum der 29. Februar stünde. Happy birthday – nur alle vier Jahre, das ist einfach doof.
Wer sich ein bisschen mit Astronomie beschäftigt, kennt natürlich das Schaltjahr-Phänomen: Ein tropisches Jahr, auch Sonnenjahr genannt, ist der Zeitraum, den die Erde braucht, um einmal die Sonne zu umkreisen. Dieser Zeitraum ist nicht genau 365 Tage lang, sondern etwa 365,2422 Tage. Durch die Einfügung eines Schaltjahres wird das Kalenderjahr in regelmäßigen Abständen verlängert und auf diese Weise mit dem tropischen Jahr synchronisiert.
In Deutschland gibt es sogar eine juristische Regelung: Am 29. Februar geborene Menschen werden in Nicht-Schaltjahren mit denen am 1. März Geborenen gleichgesetzt. Wer seinen 18. Geburtstag in einem Nichtschaltjahr feiern würde, erreicht also erst am 1. März seine Volljährigkeit. Nur in Neuseeland gilt per Gesetz der 28. Februar immer als offizieller Geburtstag des Schaltjahrkindes.
Und weil das nächste Schaltjahr erst wieder 2024 ist, gibt es für Geburtstagskinder reichlich Grund, heute so richtig zu feiern. Zum Beispiel im Oberallgäuer Bad Hindelang. Da geht’s bei einer Gipfelparty rund. Ein Menü mit 29 Zutaten, Kuchen aus 29 Zutaten, der Tourismusdirektor hält eine Rede aus 29 Worten und hat dafür genau 29 Sekunden Zeit. Dass gleich hunderte Geburtstagskinder seine Einladung annehmen, musste er nicht befürchten: Die Anzahl der Gäste ist jedes Jahr ziemlich überschaubar. Schließlich gibt es in ganz Deutschland nur etwa 55 000 Schaltjahrkinder, gerade mal 0,07 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Die Wahrscheinlichkeit, am 29. Februar geboren zu werden – sie ist gering. Kein Baby-Boom an diesem Tag – und übrigens auch kein Andrang auf den Standesämtern. Wer will schließlich nur alle vier Jahre seinen Hochzeitstag feiern können?
Wer am 29. Februar Geburtstag hat, ist also Mitglied in einem recht exklusiven Klub. Nur einer Mutter, der Norwegerin Karin Hendriken, gelang es bisher, sogar drei Schaltjahrkinder zur Welt zu bringen. Eine Tatsache, die einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde wert war.
Der 29. Februar, wahrlich kein Datum wie jedes andere. Wie viel einfacher ist es doch, sich mit dem 1. März zu beschäftigen: Am Sonntag, dem Welttag der Komplimente, steht einfach jeder im Mittelpunkt, ganz unabhängig von seinem Geburtsdatum im Pass. Der Aktionstag wurde 2003 von dem Niederländer Hans Poortvliet ins Leben gerufen, um ihn zum positivsten Tag des Jahres auf der ganzen Welt zu machen – eine Art Gegenbewegung zu allen kommerziellen Feier-Anlässen, zum Beispiel auch dem Muttertag.
Am Welttag der Komplimente gibt es aber nichts zu verdienen, nur etwas zu gewinnen: ein Lächeln, ein Glücksgefühl. Einfach jemandem mal wieder sagen, dass er ein wunderbarer Mensch ist, ein unverzichtbarer Freund. Ihn wegen aller seiner guten Eigenschaften mit einem Kompliment ehren – eine geniale Idee, finde ich. Und wenn sich zufällig ein Schaltjahr-Geburtstagskind darunter mischt, könnte es doch gar nicht besser sein.
In diesem Sinn –
herzlich
Ihre Carolin