Ein Berg muss es sich gefallen lassen, dass er „Ochsenkopf“ heißt, aber ein Mensch rennt in einem solchen Fall zur Behörde und bittet um Namensänderung. Und wenn ihm die als Ersatz „Stierschädel“ vorschlägt, wird er mit Recht zornig.
Auch der Maßschneider hatte schon als kleiner Zwackl unter seinem ererbten Familiennamen zu leiden. Weil ihm die bösen Buben immer wieder „Schneidergoaß“ nachriefen samt dem ordinären Zusatz „lasst an…“.
Nun, wer einigermaßen reimen kann, wird schnell draufkommen, was darauf folgte. Ob solch schmachvoller Spötterei lief er oft zu seinem Mütterlein nach Hause und weinte bitterlich in ihre blaukarierte Küchenschürze hinein. Gut nachfühlen kann der Maßschneider deshalb die Gefühle des kleinen Maxi, der seiner roten Haare wegen ausgelacht wurde und gleichfalls der Mama Tränen zu Füßen legte. Die tröstete ihn: „Wegen deiner roten Haar brauchst doch nicht weinen, die sind doch schön, die hat dir der Himmebabba gmacht.“ Worauf der Maxl erwiderte: „Gell, Mama, aber bei dem lass ma nix mehr macha!“
Nicht nur wer den „falschen“ Namen führt, auch, wer den „falschen“ Beruf ausübt, hat unter dem Spott seiner Mitmenschen zu leiden. Der ehrenwerte Friseur muss sich Baderlippe oder Baderwaschl schimpfen lassen, der Bäcker Loaweschutza, Loaweschmied, Bäckerbatzn oder Breznsalza, der Maler Malerbatza, der Installateur Röhrlschutzer, der Zahnarzt Fotznspangla, der Vertreter Klinknputza, der Pädagoge nakerta Schuilehra. Durch die alten Kare- und Lucke-Witze geistert immer wieder eine gewisse Zenzi, die als Hilfsarbeiterin am Bau ihr karges Brot verdient und uns in aller Regel als „Mörtlschicks“ oder „Mörtltragermensch“ entgegentritt.
Zu welchen Sprachblüten Spottlust ermuntert, beweisen die Ausdrücke Nachthaferljongleur für Hotelangestellter (Haus!), Kuchldragoner für Köchin, Hausmoastadreckdrossl für Hausmeister, Grüaßgoodsager für Portier und Tropfbierdotschn für Kellnerin. Der Milchhändler wurde zum Millipantscha, der Verkäufer zum Ladenschwengl, der Metzgerbursch zum Kuttlwascha, der Hüterbub zum Gänstreiba, die Bauernmagd zum Hennamensch, der Weber zum Hadernstricka, der Eierhändler zum Oartandla, der Viehhändler zum Roßtaischa, der Fischer zum Schnürlwascha.
Manche Berufsnamen wurden selber zu Schimpfnamen wie Loamsiada, Besnbinda, Pfannaflicka, Hopfazupfa. Und neuerdings auch Büchsenmacher. Sie haben das „Verbrechen“ begangen, Vater eines kleinen Mädchens, einer „Bixn“, geworden zu sein. Dass die Welt für Buben – kämen bloß noch solche zur Welt – einmal traurig aussehen würde, haben diese Stammtischbrüder wohl nicht bedacht.
Lasst euch also nicht alles gefallen, ihr anderen Namens- und Berufsgeschädigten, so wie auch der Maßschneider einst lernte, seinen Widersachern herauszugeben und auf ihr „Schneidergoaß“ zurückgiftete: „Des bist ja du, was bin dann i?“ Ganz logisch war das nicht, aber mit der Zeit verfehlte es dennoch nicht seine Wirkung!
An dieser Stelle schreibt unser Turmschreiber